Mit Schmackes in die Kiste: Tausende tragen das „Rocco del Schlacko“ zu Grabe

Püttlingen: Das legendäre Woodstock-Festival und die letzte Ausgabe des im Saarland nicht weniger legendären „Rocco del Schlacko“ haben nicht nur gemeinsam, dass beide auf einem Acker irgendwo im Nirgendwo stattfanden. Auf beiden Veranstaltungen traten die absoluten Highlights erst auf die Bühne, als die angesetzten drei Tage eigentlich schon vorbei waren. Der Jimi Hendrix des Rocco? Eindeutig die Donots. Auf der großen Sauwasen-Bühne spielt am gestrigen Samstag zwar Alternative-Rocker Yungblud mit seinem Song „Zombie“ die letzten melancholischen Töne. Aber erst kurz vor zwei Uhr am heutigen Sonntagmorgen auf der kleineren Ponyhof-Bühne wird es mit den Donots so richtig sentimental.

Dabei steht die Band ursprünglich gar nicht auf dem Programm: Der Besuch auf dem Festival wurde hastig organisiert, nachdem klar wurde, dass dies der letzte Rocco jemals sein würde. Den Ibbenbührenern ist die Veranstaltung ans Herz gewachsen: 2004 waren sie bei der sechsten Rocco-Ausgabe zum ersten Mal dabei, insgesamt spielten sie im Laufe der Jahrzehnte zehn Mal auf dem Püttlinger Sauwasen! Ein letztes Rocco ohne Donots war damit undenkbar. Frontmann Ingo macht von Anfang an klar, dass es zwar eine Beerdigung werden wird, aber auch eine riesige Feier unter der Überschrift „Mit Schmackes in die Kiste.“

Das ist ganz im Sinne des Publikums, das so zahlreich auf dem Ponyhof erschienen ist wie noch nie zuvor. Tausende tanzen und singen mit, beteiligen sich an einem Crowdsurfing-Weltrekordversuch und verdrücken mit der Band die ein oder andere Träne. Der berühmt-berüchtigte Erdbeermann ist wieder da und zündet eine Pyro-Fackel. Und es gibt es einen Heiratsantrag im Moshpit: Eine Stella fragt ihren Partner, der ausgerechnet Rocco heißt, ob er sie heiraten will. Er will!

Eine von der Band anberaumte Schweigeminute im Schein unzähliger Handylichter und Feuerzeuge hält erstaunlich lange, bis sie jemand mit dem erlösenden Schlachtruf „Saarland asozial“ durchbricht und wirklich alle mit einstimmen. Schöner kann ein Festival nicht zu Grabe getragen werden. Der sichtlich bewegte Veranstalter Thilo Ziegler, den die Donots auf die Bühne holen, muss denn auch um die richtigen Worte kämpfen. Die allerletzten Töne auf dem Rocco del Schlacko kommen vom Band, als Vicky Leandros „Ich liebe das Leben“ trällert. Die letzten live gespielten Noten kommen aber von den Donots, die passenderweise „So long“ anstimmen, auf Saarländisch etwa „Ei alleh dann“. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. So long, Rocco del Schlacko!