Saarbrücken: Schon seit Tagen sind wieder verstärkt durchziehende Kraniche am Himmel über dem Saarland zu sehen. Mit ihren lauten, trompetenartigen Rufen machen die Graukraniche (lateinisch: Grus grus) unweigerlich auf sich aufmerksam. Wer ihnen zuschaut, kann beobachten, wie sich die vorderen Vögel an der Spitze abwechseln. Die folgenden fliegen versetzt im Windschatten.
Dieses Flugbild nennt man Keil- beziehungsweise V-Formation. Gut zu erkennen sind sie neben ihren Rufen an den langen Beinen, die über die Schwanzfedern hinausragen. Die „Vögel des Glücks“ mit einer Flügelspannweite von mehr als zwei Metern nutzen geschickt die Thermik und den Rückenwind, um energiesparend an ihr Ziel zu kommen.
„Unsere“ Kraniche kommen überwiegend aus Spanien, wo sie den Winter verbracht haben. In den Eichenwäldern der Extremadura und Andalusiens finden die bis zu 1,30 Meter großen Schreitvögel genügend Futter, um den Winter zu überstehen. Auf ihrem Weg nach Norden verbringen sie die Nacht beispielsweise am französischen Stausee Lac du Der in der Champagne.
Von dort aus geht es in einem breiten Korridor weiter über das Saarland, Rheinland-Pfalz und Hessen Richtung Ostseeküste und anschließend über das Meer nach Skandinavien. Über 300.000 Kraniche nutzen diesen westeuropäischen Zugweg von ungefähr Mitte Februar bis Anfang März. Dort angekommen suchen sich die Vögel einen Brutplatz in Mooren und Auwäldern. Das idealerweise knietiefe Wasser bietet den 5 bis 7 Kilo schweren Bodenbrütern Schutz vor Nesträubern wie Wildschweinen oder Füchsen.
Kraniche brüten von Mai bis Juli. Nach einer Brutdauer von 30 Tagen schlüpfen die Jungen, die sofort selbstständig auf Nahrungssuche gehen. Nach etwa zehn Wochen können die Jungvögel fliegen. Dann ist es bald schon wieder Zeit, sich auf die Reise nach Süden zu machen, um dem langen skandinavischen Winter zu entfliehen.