Saarbrücken: Seit dem heutigen Dienstag steht eine 53 Jahre alte Frau aus Saarbrücken wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung vor dem Landgericht. Die Tat: Nach einem Streit am 12. Dezember im vergangenen Jahr schlägt die Fabrikarbeiterin, die einer italienischen Minderheit aus dem Kosovo angehört, mehrfach auf den Kopf ihres Ehemanns ein. Eine der Wunden, die der Mann erleidet, ist so tief, dass sie bis auf den Schädelknochen reicht.Die Tatwaffe: Ein 63 Zentimeter langes Stuhlbein oder Tischbein, das mit Panzertape umwickelt worden ist. Der Tatort: Ein Wohnhaus in der Dudweilerstraße, in dem neben dem Ehepaar auch mehrere ihrer erwachsenen Kinder leben. Aufgrund der Aussagen der Familienmitglieder bei der Polizei kurz nach der Tat geht die Staatsanwaltschaft in ihrer Anklage davon aus, dass der Mann am Schlafen war, als auf ihn auch eingeschlagen wurde.
Außerdem glaubt die Staatsanwaltschaft, dass die Frau erst durch das Eingreifen ihrer Kinder von einer weiteren Tatbegehung abgehalten worden ist. Heute Morgen vor Gericht macht die 53-Jährige, die seit sechs Monaten in Untersuchungshaft im Zweibrücker Frauenknast sitzt, zunächst keine Angaben zur Tat. Auch das Opfer, das seit Jahrzehnten mit der Angeklagten verheiratet ist sowie zwei Kinder, die als Zeugen geladen sind, sagen nicht zur Sache aus.
Außerdem verhindern alle Zeugen, dass Polizeibeamte die früheren Zeugenangaben wiederholen dürfen. Damit fehlt der Beweis, dass die Tat Heimtückisch begangen worden ist, weil das Opfer geschlafen hat. Außerdem kann nun nicht mehr ausgeschlossen werden, dass die Frau nicht etwa von ihren Kindern von der weiteren Tatbegehung abgebracht worden ist, sondern von sich aus von der Tat zurückgetreten ist. Genau das erklärt Verteidiger Fred Valentin im Anschluss: Nachdem die Frau die Angeklagte erkannt habe, was sie da tut, hätte sie den Knüppel von sich aus weg geworfen.
Damit scheint der versuchte Mord vom Tisch zu sein. Die gefährliche Körperverletzung gibt die Frau allerdings zu. Als die Angeklagte in den Saal geführt wird, kommt es zu tränenreichen Szenen. Während der Verhandlung müssen Justizbeamte mehrere Familienmitglieder im Zuschauerraum ermahnen, weil bei der Aussage eines Sohnes verdächtig gehustet und reingeredet wird. Das Opfer hat seiner Frau längst verziehen: „Sie hat mir fünf Kinder geschenkt. Auch die Engel machen Fehler.“ Der Prozess wird fortgesetzt.