Dillingen: Seit drei Tagen herrscht Chaos auf der A8 zwischen Merzig und Dillingen. Elend lange Staus strapazieren die Nerven der Pendler jeden Morgen und Mittags auf Äußerste. Auch die Menschen in Dillingen sind gefrustet, weil Blechlawinen wichtige Zufahrtswege und Hauptstraßen in der Hüttenstadt verstopfen. Verantwortlich für die Baumaßnahme ist die Autobahn GmbH gemeinsam mit dem Landesamt für Straßenbau (LfS). Nun hat der Pressesprecher der Autobahn GmbH, Niederlassung West, Klaus Kosok, zu den brennendsten Fragen Stellung bezogen:
Was baut die Autobahn GmbH zwischen Dillingen Mitte und dem Autobahnkreuz Saarlouis?
Infolge fortschreitenden Verschleißes und zur Vermeidung verkehrsgefährdender Schäden wird der Asphalt auf der Strecke bis zu einer Tiefe von 30 Zentimetern abgefräst und nacheinander in drei Lagen neu eingebaut. Zudem erneuern wir die Fahrbahn, die Rinnenplatten und Rasengittersteine der A8-Auffahrt Dillingen-Mitte in Richtung Neunkirchen.
Warum baut die Autobahn GmbH jetzt und nicht in der Ferienzeit?
Die Maßnahme war für 2022 geplant. Da hat allerdings der Landesbetrieb für Straßenbau zur Anbindung der neuen Ortsumgehung Roden an die B51 die Ampelanlagen auf der B51 im Umfeld des Röderbergs erneuert. Die Umleitung der Autobahn in eine Baustelle des Landes kam nicht in Frage. Die Ferienzeiten sind bereits mit anderen Baumaßnahmen des Bauprogramms 2023 verplant.
Warum führt die Umleitung durch die Stadt Dillingen?
Dass die offizielle Umleitungsstrecke durch Dillingen einer hohen Belastung ausgesetzt werden muss, war uns bei der Planung bewusst. Daher wurden im Vorfeld Alternativen diskutiert, insbesondere eine Verschwenkung des Autobahnverkehrs auf die andere Richtungsfahrbahn mit einstreifiger Verkehrsführung in beiden Richtungen. Die Variante wurde aber nach eingehender Prüfung verworfen. Allein für den Auf- und Abbau der einstreifigen Verkehrsführung (Öffnen der Mittelstreifen, Markierung, Aufbau einer Schutzwand zur Trennung des gegenläufigen Verkehrs) wären mehrtägige Teil- und Vollsperrungen des Streckenabschnitts unausweichlich gewesen. Die ohnehin erforderliche Bauzeit mit Verkehrsstörungen hätte sich damit um mindestens eine Woche verlängert. Und in Spitzenzeiten wären Staus in beide Fahrtrichtungen -also auch auf der A620 in Richtung Luxemburg- entstanden.
Zudem hätte sich ein erhebliches verkehrstechnisches Problem ergeben: die Baustelle reicht in Richtung Saarbrücken über das Autobahnkreuz Saarlouis hinaus. An der A620-Anschlussstelle Saarlouis-Wallerfangen, die die meisten Verkehrsteilnehmer zur Wendefahrt in Richtung Neunkirchen nutzen würden, entstünde in den Spitzenzeiten ein Rückstau, der sich bis in die Baustelle auf der A8 ausdehnen und den Verkehr dort zum Stillstand bringen würde.
Für die Umleitung über Dillingen gibt es aus unserer Sicht keine Alternative, die den Verkehr weniger stören würde.
Warum baut die Autobahn in der Zeit der Sperrung der parallel zu Autobahn verlaufenden L170?
Ob die L170 zur Stauminimierung tatsächlich hilfreich wäre, ist fraglich. Bei einer Öffnung und damit einhergehendem Ausweichverkehr von der Autobahn ab Rehlingen würde es sich auf beiden Straßen stauen. Zudem ist zu befürchten, dass der Autobahnverkehr, der an der AS Dillingen ausfährt und dort rechts-links in die L170 nach Wallerfangen abbiegen will, zum Stillstand kommt, weil der stauende Verkehr auf der L170 ein Einbiegen von der L355 nach links in die L170 nicht zulässt. Dann wäre nicht auszuschließen, dass auch der Verkehr an unserer Ampelanlage in Richtung Umleitung nach Dillingen komplett zum Stillstand kommt.
Die Öffnung des wegen Amphibienwanderung gesperrten Abschnitts der L170 wird zurzeit dennoch geprüft und mit allen Beteiligten diskutiert. Eine Entscheidung ist noch nicht getroffen.
Wird es nun vier Wochen extreme Staus geben?
Prognosen über die Verkehrsbelastung sind immer schwierig. Wie raten in aller Regel, auf die Verkehrsmeldungen im Rundfunk zu achten, zu erwartende Störungen bei der Routenplanung zu berücksichtigen, auf verkehrsarme Zeiten auszuweichen, die Baustelle großräumig zu umfahren und/oder eine angemessene Fahrzeit für die Umleitungsstrecke einzuplanen. Auch Homeoffice und nach Möglichkeit das Umsteigen auf den ÖPNV helfen bei der Stauminimierung.
Bei Baustellen mit Vollsperrungen erleben wir in den ersten beiden Tagen immer wieder erhebliche Behinderungen, sei es, weil die Menschen die Information über die Sperrung nicht wahrgenommen haben, sei es, weil man trotz Kenntnis der Sperrung testet, ob es einen Versuch wert ist, den Weg auf der Umleitung zu wagen. Danach suchen und finden viele alternative Strecken und/oder Zeiten.
Wir bedauern natürlich jeden Eingriff in die Mobilität der Verkehrsteilnehmer, bitten aber um Verständnis dafür, dass Instandsetzungs- und Sanierungsmaßnahmen ohne Verkehrsbehinderungen unter den gegebenen Rahmenbedingungen objektiv nicht möglich sind.