Dillingen: Die Zeiten ändern sich und Städte müssen sich mit ihnen wandeln. Doch es gibt kaum eine Stadt im Saarland, die ihre Vergangenheit so hinter sich lässt wie Dillingen. Zuletzt machte Dillingen Schlagzeilen, als Pläne für eine Umgestaltung des Odilienplatzes im Herzen der City veröffentlicht wurden (CityRadio Saarland berichtete an dieser Stelle). Diese sehen den Abriss eines der Wahrzeichen von Dillingen, den Odilienbrunnen, vor. Eine Maßnahme, die vielen Dillingern übel aufstößt.
Überhaupt war die Hüttenstadt früher ein Anziehungspunkt für Jung und Alt. Wer am Wochenende etwas erleben wollte, kam am Dillinger Nightlife nicht vorbei, denn im Umfeld des alten Luna-Gebäudes war immer etwas los. In der obersten Etage befand sich das „Chaplins Garden“ (später „Luxor“), während man in der Mitte mit Freunden im „Capone“ Billard spielte. Im Untergeschoss dröhnten die Bässe der wohl verruchtesten Disko des Saarlandes, dem „Sound“. Zahlreiche urige und beliebte Kneipen, wie die „Brezel“ direkt gegenüber, die „Brasserie“, das „Pub“ und das „Brummi“ am Odilienplatz, umgaben dieses Ensemble. Für Szenegänger war das „Quartier Latin“ die Anlaufstelle. Heute ist von Dillingens einst pulsierendem Nachtleben nicht mehr viel übrig.
Auch die damals so beliebten kulturellen Einrichtungen verfallen. Dabei hatte Dillingen nicht nur für Nachtschwärmer etwas zu bieten. Sportlich und kulturell war die Stadt ein Muss. Mit den Kinos „Europa“ und „Scala“ war sie der Anlaufpunkt für Filmbegeisterte. Viele erinnern sich noch an das Eislaufcenter Dillingen im Stadtteil Pachten, wo zahlreiche heute verheiratete Paare beim Schlittschuhlaufen Hand in Hand ihre ersten gemeinsamen Runden drehten. Auch diese Zeiten sind lange vorbei. Dabei stehen die Gebäude noch – sowohl die Kinos wie auch die Eishalle – sie alle gammeln aber seit Jahren und Jahrzehnten ungenutzt vor sich hin. Auch eine der ersten Skateboard-Halfpipes des Saarlandes stand in der Hüttenstadt. Die Skateanlage vor der Sporthalle West war ein beliebter Treffpunkt für Jugendliche.
Ein weiteres Highlight waren die „Schnuppertage“, einst das größte Volksfest des Saarlandes, das Tausende in die Stadt zog. Legendär war dabei der Dillinger „Schnupperspieß“ – zwei Schnitzel mit einer Scheibe Flute auf einem Holzspieß. Entlang der Stummstraße und am Odilienplatz stellten zahlreiche Vereine ihre Getränkestände auf, während die Kirmes auf dem Hoyerswerdeplatz ein Magnet für Jung und Alt war. Doch dann veränderte sich das Fest. Statt auf lokale Vereine zu setzen, holte man kommerzielle Anbieter ins Boot. Zudem wurde die Schnuppermeile geändert. Das Fest wurde ohne Not und auf Drängen des damaligen Gewerbevereins durch die Hüttenwerkstraße und zum Roten Platz geleitet. Dies führte zum Niedergang der Veranstaltung und letztlich ganz zu ihrem Ende.
Und wo wir schon in den guten alten Zeiten schmökern: Die Sicherheit und die medizinische Versorgung in Dillingen waren früher deutlich besser. Nicht nur die Polizeiinspektion am Stadtpark wurde geschlossen, auch das Krankenhaus gibt es nicht mehr – das heißt, gibt es schon noch, gammelt aber, ebenso wie die Eishalle und die Kinos, ungenutzt vor sich hin. Zwar gibt es heute eine Rettungswache, doch sie kann ein voll ausgestattetes Krankenhaus nicht ersetzen.
Last but not least erinnert man sich gerne an ausgiebige Shoppingtouren in Dillingen. Mit Kaufhäusern wie dem Dillinger Kaufhaus, Hägin, Kaurisch, Thomaser, Theobald, Ihr Platz und vielen anderen war die Stadt ein kleines Shopping-Mekka im Saarland. Doch nach und nach schlossen diese Geschäfte, und Neueröffnungen zogen es vor, sich in Saarlouis oder Merzig niederzulassen. Neuansiedlungen blieben und bleiben Fehlanzeige. In die Stummstraße zieht es heute nur noch wenige zum Shopping.
Was bleibt, sind die Erinnerungen an eine unvergessliche Jugend- und Kindheitszeit in Dillingen.