„Es reicht“ – Neunkirchen OB Aumann zieht sich aus Facebook zurück

Neunkirchen: Der Ton ist ruhig, aber deutlich. Nach mehr als 16 Jahren verabschiedet sich Neunkirchens Oberbürgermeister Jörg Aumann (SPD) aus dem aktiven Geschehen auf Facebook – eine Entscheidung, die er öffentlich mit persönlichen Worten und klaren Vorwürfen begründet. Die zunehmende Hetze, persönliche Anfeindungen und Verrohung der Debattenkultur in sozialen Netzwerken hätten ihn zu diesem Schritt bewogen.

Besonders die in der Region bekannte Facebook-Gruppe „Neinkeijer Buwe und Mäde“ steht dabei im Mittelpunkt seiner Kritik. Dort werden regelmäßig karikierende Beiträge über Aumann geteilt, die ihm offenbar zu schaffen machen. „Mittlerweile schlägt mir aus einigen Kreisen […] fast im Stundentakt blanker Hohn und Hass entgegen – auf wirklich allerunterstem Niveau“, schreibt der Verwaltungschef der zweitgrößten Stadt des Saarlandes.

Er schildert, dass diese Angriffe längst nicht mehr auf ihn allein abzielen, sondern auch Mitarbeiter der Stadtverwaltung und seine Familie betreffen. Der Konflikt verlasse zunehmend die digitale Sphäre – bei öffentlichen Auftritten, etwa bei Fußballspielen von Borussia Neunkirchen, sei er gezielt beleidigt worden. Für Aumann ist eine Grenze überschritten: „Das muss ich mir nicht geben.“ Seine Entscheidung bedeutet keinen völligen Rückzug: Geburtstagsgrüße oder Kondolenznachrichten wird er weiterhin verschicken, Direktnachrichten nur noch vereinzelt beantworten. Politische Diskussionen, kritische Kommentare oder Stellungnahmen will er hingegen nicht mehr auf Facebook äußern. Instagram möchte er eingeschränkt weiterführen – allerdings nur mit unverfänglichen Inhalten.

Aumann betont, dass er weiterhin offen für Gespräche und Kritik bleibe – allerdings lieber im direkten Kontakt: per E-Mail, Brief oder im persönlichen Gespräch. „Ich habe immer gern mit Menschen zu tun, direkt, auf der Straße, beim Bäcker. Das soll so bleiben. Sein Abschied von der Plattform ist nicht nur ein persönlicher Rückzug, sondern auch ein deutlicher Appell gegen den zunehmenden Hass in sozialen Medien. Der letzte Satz seines Statements klingt dabei wie ein Abschiedsgruß an ein Medium, das seiner Meinung nach längst den Kern seiner Bezeichnung verloren hat: „Dieses soziale Medium ist mittlerweile nämlich meist das Gegenteil von sozial – leider.“

Dieser Beitrag wird bereitgestellt vom Medienverbund Saarland