Saarbrücken: Mit Tabellenplatz 3 steht der 1. FC Saarbrücken auf den ersten Blick gut da, doch der Schein trügt. Nach dem gestrigen 0:0 gegen die zweite Mannschaft von Borussia Dortmund wächst der Unmut im Umfeld weiter, denn die Mannschaft tritt auf der Stelle und droht, wie in der Vorsaison, den Aufstieg durch zu viele Unentschieden zu verspielen. In den letzten fünf Spielen trennten sich die Blauschwarzen gleich viermal remis vom Gegner. Die Tabellenspitze rückt in weite Ferne: Spitzenreiter Dynamo Dresden liegt bereits sechs Punkte voraus, der Zweitplatzierte Energie Cottbus hat fünf Zähler Vorsprung – und Arminia Bielefeld könnte Saarbrücken mit einem Sieg heute sogar vom dritten Platz verdrängen.
Mit ein Grund dafür: Akute Probleme in der Offensive. Während der FCS in der Vorsaison nach der Hinrunde bereits 32 Tore erzielte, sind es aktuell nur 24. Stürmer Patrick Schmidt kämpft nach einem Beinbruch mit seiner Form und fiel die letzten fünf Ligaspiele mit einem Muskelfaserriss aus. Der gut in Form aufspielende Amine Naifi muss nach einem Kreuzbandriss gar den Rest der Saison abhaken und die Hoffnung auf Rückkehr von Lokalmatador Sebastian Jacob endete tragisch: Der langjährige Hoffnungsträger verkündete vergangene Woche unter Tränen sein Karriereende.
Für zusätzlichen Ärger sorgte Trainer Rüdiger Ziehl beim letzten Spiel gegen Dortmund: Für dieses Spiel fiel nämlich zu allem Überfluss mit Kai Brünker auch noch die letzte verbliebene Sturmhoffnung aus. Statt jedoch dem italienischen Offensivtalent Jacobo Sardo eine Chance zu geben, setzte er – sehr zur Überraschung aller FCS-Fans – seinen Verteidiger Lasse Wilhelm im Offensivzentrum ein. Der 20-jährige kam für Tim Civeja und sollte die bis dahin mehr als mauen Offensivbemühungen der Blauschwarzen beleben. Es blieb bei der Hoffnung.
Sardo, als eines der größten Talente Italiens gehandelt, wurde nicht einmal in den Kader berufen. Gerüchten zufolge liegen dem 19-Jährigen Angebote aus höheren Ligen vor, doch er will trotz allem seinen Vertrag an der Saar erfüllen, was für den Spieler spricht. Die Fans jedenfalls wollen mehr von Sardo sehen, warum der „Trainager“ Ziehl den italienischen Jugend-Nationalspieler jedoch komplett links liegen lässt, bleibt ein Rätsel.
Mit noch 19 Spielen ist die Saison zwar längst nicht entschieden, doch die Alarmglocken schrillen. Der Aufstieg, das erklärte Ziel, rückt in weite Ferne, wenn der 1. FC Saarbrücken seine Schwächen in der Offensive nicht schnellstens behebt. Dazu muss der Markt in der Winterpause sondiert werden. Vielleicht besinnt sich Ziehl aber auch darauf, Talent Sardo eine Chance zu geben.