Friedrichsthal: Die Kündigung der Wohnung einer Frau in Friedrichsthal schlägt derzeit im Netz hohe Wellen. Am gestrigen Mittwoch veröffentlicht eine Frau auf Facebook ein Schreiben der Stadtverwaltung, das zu diesem Zeitpunkt schon eine Woche alt ist. Das Schreiben ist allerdings nicht an die Facebook-Nutzerin selbst gerichtet, sondern eine andere Frau, die in einer städtischen Wohnung untergebracht ist. Dort hat sie zuvor mit ihrem Sohn und ihrer Tochter gelebt. Nach dem Auszug der Tochter ist die Wohnung allerdings zu groß, wie die Stadt mitteilt.
Deshalb sollen die Frau und der Sohn bis zum 31. August ausziehen. Über das Alter des Sohnes ist nichts bekannt – es könnte sich um ein Kind, einen Jugendlichen oder auch einen Erwachsenen handeln. Weil die Stadtverwaltung keinen anderen geeigneten Wohnraum zur Verfügung stellen kann, sieht sich die Behörde gezwungen, den beiden in einer Containeranlage im Bereich der Helenenhalle unterzubringen. Die Stadt schreibt weiter, dass schon seit Monaten versucht worden ist, die betroffene Frau zu kontaktieren und dass die Aufforderung, bei der Verwaltung vorstellig zu werden, ignoriert worden ist.
„Dass man vorher versucht habe, Kontakt zu der Frau aufzunehmen, entspricht nicht der Wahrheit“, behauptet hingegen die Frau, die das Ganze auf Facebook öffentlich gemacht hat. Das sieht der Friedrichsthaler Bürgermeister Christian Jung (SPD) anders. Er schreibt: „Aufgrund der massiven Anfeindungen in den letzten Tagen gegen mein Team in der Verwaltung und meine Person möchte ich zu dem in den ‚Sozialen Medien‘ veröffentlichten Schreiben der Stadtverwaltung Friedrichsthal bzgl. einer ‚internen Umsetzung‘ Stellung beziehen.“
Aus rechtlichen Gründen kann er nicht ins Detail gehen, verrät aber: „Dieser Brief war die Konsequenz eines über mehrere Jahre laufenden Verfahrens.“ Und weiter: „Die sich über mehrere Jahre erstreckende Vorgeschichte und Verfahren wurden weggelassen, Tatsachen verdreht und selbstverständlich die wichtigsten Gründe, die am Ende zu der Entscheidung der Verwaltung geführt haben, bewusst entfernt oder weggelassen, um den Anschein zu erwecken, die Stadtverwaltung handele hier ohne soziales Einfühlungsvermögen.“ Die Betroffenen haben eine Anwältin eingeschaltet.