Saarbrücken: Unglaublich, wie viele Straftaten einem Mann vor dem Landgericht Saarbrücken vorgeworfen werden. Dem Deutsch-Iraner werden Fälle zur Last gelegt, die teilweise fast zehn Jahre zurückreichen. Die zahlreichen Vorwürfe der Staatsanwaltschaft: Im Herbst 2014 hat er in seiner damaligen Wohnung in Ensdorf nach dem Genuss von Cannabis im Bett liegend seine ehemalige, mittlerweile verstorbene Freundin mit einem Klappmesser am linken Arm verletzt: gefährliche Körperverletzung, allerdings im Zustand der Schuldunfähigkeit.
Am 4. November 2014 hat er abends nach einer Ruhestörung aus seiner Wohnung in Ensdorf Polizisten angegriffen: Er stand plötzlich mit einem langen Messer in der Hand den Beamten gegenüber, warf zwei weitere Messer auf die Einsatzkräfte, verletzte zwei von ihnen mit Pfefferspray. Erst nach einem Warnschuss hörte er auf: besonders schwerer Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und gefährliche Körperverletzung, im Zustand verminderter Schuldfähigkeit. Zwischen dem 19. und dem 26. November 2014 hat er mit drei verschiedenen Fahrzeugen Autofahrer und Lkw-Fahrer auf Saar-Autobahnen behindert, ausgebremst und angerempelt: Nötigung, fahrlässige Gefährdung des Straßenverkehrs, fahrlässige Körperverletzung. Am 31. August 2015 ist er mit seinem Smart durch Riegelsberg gefahren, obwohl sein Führerschein damals schon entzogen und beschlagnahmt worden war: strafbar als vorsätzliches Fahren ohne Fahrerlaubnis, allerdings schon verjährt.
Am 30. August 2015 hat er seine damalige Lebensgefährtin in deren Wohnung auf den Boden gedrückt und am Folgetag die Badezimmertür eingeschlagen: Körperverletzung, Nötigung, Sachbeschädigung. Soweit die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft, die im Verfahren bewiesen werden sollen. Warum die Fälle erst jetzt vor Gericht landen, erklärt die Verteidigerin des Deutsch-Iraners: Aus Angst, in die Psychiatrie gesperrt zu werden, verließ der Angeklagte 2016 Deutschland und zog in seine iranische Heimat. Als er später wieder nach Deutschland reiste, kam es zur Anklage. Über die Anwältin räumt er die Taten zum Teil ein.
Seine Verteidigerin erklärt, dass ihr Mandant damals unter Drogen stand, sich an vieles nicht mehr erinnern kann. Vor Gericht macht er einen gefestigten Eindruck: Der 40-Jährige, der perfekt Deutsch spricht, ist nach Nordrhein-Westfalen umgezogen, hat mittlerweile geheiratet, einen Sohn, einen unbefristeten Job und sich psychiatrisch behandeln lassen. Prozess wird fortgesetzt.