Mettlach/Saarbrücken: Haben diese beiden ihre Pflegekinder über Jahre hinweg gequält oder erinnern sich die mutmaßlichen Opfer nach so langer Zeit nicht mehr richtig und vermischen frühere Erlebnisse? Am Landgericht Saarbrücken beginnt am heutigen Montagmorgen der Prozess gegen einen Mann und seine Ehefrau. Dem Paar wird Misshandlung von Schutzbefohlenen vorgeworfen.
Konkret legt die Staatsanwaltschaft den Mettlachern zur Last, in der Zeit von Februar 2002 bis Dezember 2011 mehrere Pflegekinder gequält und roh misshandelt zu haben. Dem angeklagten Mann wird zudem vorgeworfen, an einem seiner Pflegekinder sexuelle Handlungen vorgenommen zu haben.
Auf der Anklagebank wird das Ehepaar vertreten von den Rechtsanwälten Christian Schmitt und Jens Schmidt. Während der Beschuldigte gelassen wirkt, macht seine Ehefrau einen nervösen Eindruck. Ihnen gegenüber sitzen als Nebenkläger mehrere ehemalige Pflegekinder des Paares. Sie sind mittlerweile im Erwachsenenalter, haben erst spät die Vorwürfe gegen die beiden Mettlacher erhoben, bei denen sie als Kinder oder Jugendliche zeitweise gelebt haben. Im Vorfeld war gemutmaßt worden, dass die ehemaligen Pflegekinder tatsächlich im Kindes- oder Jugendalter Gewalt und auch sexuelle Übergriffe erlebt haben könnten, allerdings nicht bei der Pflegefamilie. Die mutmaßlichen Opfer könnten im Nachhinein dann diese Erlebnisse falsch zugeordnet haben. Der Prozess beginnt mit einer dreiviertel Stunde Verspätung, weil ein Gutachter und Rechtsmediziner mit Verzögerung in Saarbrücken eintrifft.
Es wird ein langer Prozess werden: Mindestens 18 Verhandlungstage bis in den Mai hinein hat die 3. große Strafkammer eingeplant. Es sollen zahlreiche Zeugen vernommen werden, unter anderem die Nebenkläger und Polizeibeamte. Die Verteidiger hoffen, das Verfahren abkürzen und die Unschuld ihrer Mandanten beweisen zu können. Um im Falle eines Ausfalls der Schöffen den Prozess weiterführen zu können, sitzen von Anfang an zwei Ergänzungsschöffen mit im Saal. Im Zuschauerraum sitzen ungewöhnlich viele Menschen, um den Prozess zu beobachten.