Saarbrücken: Am gestrigen Samstag findet in der Reichsstraße in Saarbrücken eine Versammlung zum Gedenken des zweiten Jahrestages des Anschlags von Hanau statt. Hierzu werden auch Plakate an Laternenmasten angebracht, die die Gesichter der getöteten Anschlagsopfer zeigen. Gegen 17.10 Uhr kommt es zu einer Störung der Versammlung. Zwei Männer beschädigen die Plakate der Opfer und reißen sie von den Masten ab. Widerwärtig:
Einer der beiden Tatverdächtigen holt eine schwarz-weiß-rote Fahne des Deutschen Kaiserreichs heraus und zeigt sie demonstrativ auf der Versammlung. Dass es sich bei dem Mann um einen Fan des Kaiserreichs handelt, ist aber so gut wie ausgeschlossen. Vielmehr wird diese Flagge heutzutage von Neonazis missbraucht, die sich nicht durch Zeigen der Hakenkreuzfahne strafbar machen wollen.
Beamte der Polizeiinspektion Saarbrücken-Stadt, welche die Versammlung begleiten, werden auf den Vorfall aufmerksam und nehmen sich der beiden Tatverdächtigen an. Die Identitätsfeststellung ergibt, dass es sich um einen 28 Jahre alten Mann und seinen 30 Jahre alten Kumpel handelt. Beide sind der gewaltbereiten Fußballfanszene zuzurechnen. Gegen die zwei wird ein Ermittlungsverfahren wegen Sachbeschädigung eingeleitet. Außerdem wird gegen den 28-Jährigen ein Ordnungswidrigkeitenverfahren betrieben.
Das Zeigen der von ihm genutzten Fahne stellt zwar keine Straftat dar, kann jedoch eine Störung der öffentlichen Ordnung darstellen. Beim Anschlag von Hanau waren am Abend des 19. Februar 2020 neun Hanauer Bürger ermordet worden. Alle Opfer hatten einen Migrationshintergrund und wurden erschossen.
Die Tat wird als rechtsextremer Terrorakt eingestuft, dafür spricht unter anderem beim Täter aufgefundenes Material mit rechtem Gedankengut. Der Attentäter, der 43-jährige Tobias Rathjen, brachte nach dem Anschlag in der elterlichen Wohnung seine eigene Mutter um und erschoss sich anschließend selbst.