Neunkirchen/Saarbrücken: Ist dieser Mann unschuldig oder ein brutaler Vergewaltiger? Mit dieser schwerwiegenden Frage muss sich derzeit die 5. Strafkammer am Landgericht Saarbrücken geschäftigen. Angeklagt ist ein 54-jähriger Mann aus Neunkirchen. Der in Kasachstan geborene Familienvater mit deutschem Pass lebt von seiner Freu getrennt, im Sommer soll die langjährige Ehe geschieden werden.
Am 19. Dezember 2020 soll es nach Angaben der Staatsanwaltschaft zu der Vergewaltigung gekommen sein: Der Mann habe sein mutmaßliches Opfer im Internet kennengelernt. Er habe sie abends bei ihr zu Hause in Saarbrücken besucht, man habe mindestens eine Flasche Cognac getrunken. Nach einem Kuss habe ihm die Frau erklärt, kein Interesse an einer sexuellen Beziehung zu haben. Im Laufe des Abends habe der Angeklagte die schwer betrunkene Frau ins Schlafzimmer getragen und ausgezogen. Dort sei es zu der brutalen Vergewaltigung gekommen.
Bei der Tat habe die Frau mehrere Hämatome im Intimbereich erlitten, tagelang erhebliche Schmerzen gehabt und sich in ärztliche Behandlung begeben müssen. Vor Gericht sagt die ältere Dame unter Ausschluss der Öffentlichkeit aus, bestätigt aber die Ermittlungsergebnisse der Staatsanwaltschaft. Der Angeklagte hingegen berichtet von einem anderen Ablauf des besagten Abends. Ja, man habe sich im Netz kennengelernt, er habe zwei Flaschen Cognac mit zum Treffen gebracht, man habe zusammen getrunken, fern gesehen und Pommes gegessen. Danach habe es Sex gegeben, allerdings einvernehmlich.
Dabei habe es jedoch einen ekligen Vorfall gegeben, sodass er noch in der Nacht das Haus verlassen habe. Weil er Alkohol getrunken hatte, sei er nicht gleich nach Hause gefahren, sondern habe bis zum Morgen auf der Rückbank seines Wagens übernachtet. Die mutmaßlich vergewaltigte Frau tritt als Nebenklägerin auf. Ihre Anwältin merkt an, dass der Angeklagte bei seiner Aussage vor Gericht völlig andere Angaben macht als nach der Tat bei der Polizei. Der Mann verstrickt sich in Widersprüche. Der Prozess wird fortgesetzt.
Update: Der Mann ist nach mehreren Verhandlungstagen freigesprochen worden.