Nach Internet-Sekten-Schock: Rufe nach mehr Jugendschutz im Netz

Saarbrücken: Die verstörenden Enthüllungen rund um die sogenannte Internet-Sekte „764“, deren Mitglieder gezielt Kinder und Jugendliche manipuliert und offenbar sogar zu suizidalen Handlungen vor laufender Kamera gedrängt haben sollen, erschüttern derzeit die Öffentlichkeit. Die Vorfälle zeigen auf brutale Weise, wie schutzlos junge Menschen in digitalen Räumen agieren – und wie dringend politische Konsequenzen gefordert sind.

Auch im Saarland gewinnt die Diskussion immer mehr an Fahrt. Der medienpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Frank Wagner, betont: „Wir brauchen klare, rechtlich fundierte Schutzmaßnahmen – sowohl technisch als auch pädagogisch. Kinder und Jugendliche sind online einer Vielzahl gefährlicher Inhalte ausgesetzt. Die bisherigen Regelwerke greifen zu kurz.“

Die Diskussion um ein mögliches Mindestalter für Social-Media-Plattformen wie TikTok oder Instagram ist dabei nur ein Aspekt. Vielmehr geht es um ein grundständiges Umdenken: Regeln, wie sie beim Alkohol- oder Filmkonsum gelten, müssten endlich auch auf soziale Netzwerke angewendet werden. Ziel sei es nicht, die junge Generation vom digitalen Leben auszuschließen, sondern sie wirksam vor nachweislich schädlichen Einflüssen zu schützen.

Ein zentrales Problem sieht Wagner auch in den Schulen. Trotz zunehmender Gewaltvorfälle und digitaler Überforderung gebe es im Saarland bislang keine einheitlichen Leitlinien zum Medieneinsatz im Unterricht – und auch keine koordinierte Unterstützung für Eltern. „Ein Gesamtkonzept fehlt. Das ist fahrlässig. Andere Länder, wie etwa Luxemburg, sind hier deutlich weiter und setzen bereits altersgerechte Standards um.“ Die CDU-Fraktion im Saarland verweist auf eigene Initiativen wie das eingeführte Handyverbot an Grundschulen und kündigt an, den Druck diesbezüglich weiter zu erhöhen. Klar ist: Die Geschehnisse rund um die Sekte „764“ haben die Verletzlichkeit junger Menschen im Netz einmal mehr dramatisch offengelegt. Politik und Gesellschaft stehen nun in der Verantwortung, digitale Räume sicherer zu machen – bevor weitere tragische Fälle folgen.

Dieser Beitrag wird bereitgestellt vom Medienverbund Saarland