Wittlich: Der Fall beschäftigt die Menschen über die Region hinaus: Am 19. August im vergangenen Jahr kommt es auf der bekannten Säubrenner-Kirmes im rheinland-pfälzischen Wittlich zu einem Verbrechen. Während einer Auseinandersetzung mit zwei US-Soldaten zieht einer der GIs plötzlich ein Messer und sticht auf seinen Kontrahenten ein. Der 33 Jahre alte Michael Ovsjannikov wird schwer getroffen, verliert bei der Attacke sein Leben.
Die beiden auf dem Luftwaffenstützpunkt Spangdahlem stationierten US-Soldaten sind schnell ermittelt, der Haupttäter legt gegenüber der deutschen Polizei ein Geständnis ab. Allerdings wird er danach nicht vor ein deutsches Gericht gestellt: Obwohl die Tat sich auf deutschem Grund und Boden und außerhalb der Dienstzeit des Soldaten abgespielt hat, wird er vor ein US-Militärgericht gestellt. Möglich macht das das sogenannte NATO-Truppenstatut. Nach diesem Abkommen können die USA ihr Militärpersonal selbst strafrechtlich verfolgen, einen Prozess vor einem deutschen Gericht gibt es dann nicht.
Nach einem Jahr Prozess auf der Ramstein Air Base wird der Soldat im Oktober von seinen Landsleuten freigesprochen. Der 26-Jährige wird von einer achtköpfigen Jury in allen Anklagepunkten für nicht schuldig befunden, das Urteil wird nicht begründet. Das sorgt für Empörung in der Bevölkerung und ganz besonders bei Familie und Freunden des Opfers. Sie hegen erhebliche Zweifel daran, dass der Prozess fair abgelaufen ist und beklagen unter anderem die mangelnde Transparenz des Verfahrens.
Die Familie des Verstorbenen will, dass die Entscheidung darüber, den Prozess vor dem Militärgericht zu führen, überprüft wird. Doch nicht nur die Angehörigen von Michael Ovsjannikov zweifeln an dem Verfahren: Am gestrigen Sonntag demonstrieren rund 100 Personen aus der Bevölkerung vor der Air Base in Spangdahlem in der Eifel gegen das Urteil eines US-Militärgerichts. Nach Angaben der Polizei bleibt alles friedlich.