Saarbrücken: Dass man im Abwasser einer Stadt einiges ablesen kann, ist in Saarbrücken spätestens seit 2019 schmerzlich bekannt. Da hat nämlich ein Forschungsprojekt die Abwässer zahlreicher europäischer Städte auf Rückstände von Drogen untersucht. Die saarländische Landeshauptstadt ist damals beim Amphetaminkonsum EU-weit auf dem ersten Platz gelandet. Seit dem gestrigen Montag wird das Abwasser der Saarbrücker wieder untersucht, dieses Mal aber auf Corona-Viren:
Das Saar-Gesundheitsministerium, das Umweltministerium, der EVS und das Gesundheitsamt des Regionalverbands haben sich vergangenen Dezember für einen Platz in einem Pilotprojekt beworben, bei dem anhand von Abwasseruntersuchungen Rückschlüsse auf das Pandemiegeschehen gezogen werden sollen. An 20 Standorten in ganz Deutschland haben zeitgleich die systematischen Untersuchungen des Abwassers begonnen.
In Saarbrücken wird das Schmutzwasser in der Kläranlage in Burbach an der Mettlacher Straße unter die Lupe genommen. Genauer gesagt, werden Stuhl-Ausscheidungen analysiert. Darin sollen sich die Corona-Viren von Infizierten nachweisen lassen. Sabine Dittmar (SPD), parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium, erklärt:
„Eine Toilette benutzen wir alle, und zwar mehrmals am Tag. Viren und RNA-Schnipsel werden ausgeschieden und können durch die moderne Diagnostik detektiert werden.“ Mit der Teilnahme an der Studie ist die Vergabe von Fördergeldern der EU-Kommission verbunden. Das Experiment soll bis zum Frühjahr 2023 laufen. Saar-Gesundheitsministerin Monika Bachmann (CDU) findet:
„Die Möglichkeit zur Teilnahme an diesem Pilotprojekt des Bundes ist eine großartige Chance, neue Erkenntnisse zu sammeln und im besten Fall das Projekt landesweit auszurollen. Ich danke allen Beteiligten für das Engagement und bin gespannt auf die ersten Erkenntnisse, die zeitnah zu den ersten Probeentnahmen vorliegen werden.“