Saarbrücken: Die Zukunft des aktuellen Rasens im Ludwigsparkstadion sorgt weiterhin für Wirbel. Nachdem die Grünen und die FDP im Stadtrat die Idee ins Leben gerufen hatten, dass der 1. FC Saarbrücken den bestehenden Rasen für 100.000 Euro kaufen soll, um ihn für seinen Profi-Campus auf der Galgendell zu nutzen – ein Vorschlag, der nun auch in weiten Teilen der SPD Anklang findet, konterte Saarbrückens Baudezernent Patrick Berberich in der Saarbrücker Zeitung mit einem Vorschlag, den Rasen selbst abzuschälen und auf „städtischen Flächen“ weiterzuverwenden zu wollen. Seine Begründung: „der Rasen wird austrocknen wenn er nicht direkt verlegt wird“.
Dabei hat der Baudezernent, der 2021 von Saarbrückens Oberbürgermeister Uwe Conradt (CDU) ins Amt berufen wurde, mit seiner Einschätzung sogar Recht. Allerdings liegt die Entscheidung, ob sofort mit den Arbeiten begonnen wird, ausschließlich bei der Stadt. Der Rasen im Ludwigsparkstadion könnte auch erst zwischen Ende Mai und Anfang Juni entfernt werden (das wäre der geplante Zeitraum gewesen, hätte der FCS Relegation gespielt), was einer Fachfirma ausreichend Zeit bietet, den Untergrund in der Galgendell für die Verlegung des Rasens vorzubereiten. Die Stadt hingegen müsste den Rasen am gleichen Tag an einem anderen Ort neu verlegen, eine Herausforderung, die angesichts der zuletzt gezeigten „Rasenkompetenz“ der Stadt Saarbrücken als kaum realisierbar erscheint. In diesem Kontext könnte der Vorschlag von Baudezernent Berberich das Ende des Rasens bedeuten, während die Ideen von Grünen und FDP eine nachhaltige Weiterverwendung ermöglichen würde.
Die Vision des Baudezernenten könnte die Stadt also noch teurer zu stehen kommen, als es ohnehin schon ist. Die Kosten für das Heraustrennen und Neuverlegen des Rasens auf städtischen Flächen dürften mitunter weitere 100.000 Euro betragen – zusätzlich zu den 100.000 Euro, die durch den Verzicht des Verkaufs entgehen würden. Insgesamt entgingen der Stadt also potenziell 200.000 Euro, die ursprünglich für Schulen und Kindergärten vorgesehen waren. Oberbürgermeister Uwe Conradt (CDU) steht nun vor der Herausforderung, diese Entscheidung gegenüber dem Stadtrat zu rechtfertigen, insbesondere da die Stadt bereits zuvor selbst die Mittel aus dem Bildungsbudget für Rasensanierungen umgeleitet hatte, was zu einer großen öffentlichen Empörung geführt hat.
Die Bedenken von Baudezernent Berberich, dass der FCS den Rasen nicht innerhalb eines Tages neu verlegt kann, werden durch die jüngsten Entwicklungen entkräftet. Im Gegensatz zur Stadtverwaltung hat der 1. FC Saarbrücken frühzeitig professionelle Unterstützung hinzugezogen. Die renommierte Rasenbaufirma „EuroSportsTurf“ aus Bayern hat bestätigt, im engen und bereits mehrwöchigen Austausch mit der Vereinsführung des FCS zu stehen. Eurosportsturf-Geschäftsführer Christian Engelmann erläuterte unserer Redaktion das geplante Vorgehen: „Wir benötigen lediglich drei Wochen, um den Untergrund in der Galgendell für den Rasen vorzubereiten. Anschließend wird der Rasen sorgfältig aus dem Stadion entfernt und binnen eines Tages auf der vorbereiteten Fläche neu verlegt.“
Die Diskrepanz zwischen der städtischen Planung und den Möglichkeiten, die der Verein aufzeigt, wirft also Fragen auf. Die vorgesehene Fläche in der Galgendell, auf der das Trainingsgelände für die Profis des FCS entstehen soll, ist im Besitz der Stadt Saarbrücken und nicht der medial viel kolportierten „Soccerstar Group“ oder einer anderen Gesellschaft. Diese Fläche, auf der früher sechs Tennisplätze lagen und die vor ein paar Jahren sogar noch in einem städtischen Bolzplatz umgewandelt werden sollte, könnte die Stadt ohne Weiteres über das Liegenschaftsamt und einem einfachen Pachtvertrag an den 1. FC Saarbrücken vermieten.
Eine solche Pachtvereinbarung würde der finanziell angespannten Stadtkasse oben drein weitere Zuflüsse verschaffen, in dem sie sehr zeitnah zusätzliche monatliche Pachteinnahmen garantiert. Bei einer angenommenen Miete von 2.000 Euro pro Monat würde dies jährlich 24.000 Euro zusätzlich bedeuten, was über ein Jahrzehnt kumuliert auf 240.000 Euro ansteigt. Die Vergabe der Nutzungsrechte könnte schnell und unkompliziert erfolgen, sofern die Stadt dies wünscht. Darüber hinaus hatte der 1. FC Saarbrücken gegenüber der Stadt schon einmal angekündigt, in Projekte für Schulen oder Kindergärten zu investieren, die in die Anschaffung von Spielgeräten oder die Durchführung notwendiger Baumaßnahmen fließen könnten.
Experten könnten jedoch einwenden, dass der vorgeschlagene Platz in der Galgendell nicht breit genug für ein reguläres Fußballfeld ist. Die ehemaligen Tennisplätze bieten nur ein Nutzungsareal von etwa 120 x 48 Metern, während ein standardmäßiger Fußballplatz eine Breite von 60 Metern erfordert. Doch für FCS-Vizepräsident Salvo Pitino stellt dies kein Problem dar: „es finden keine Spiele auf diesem Platz statt. Es wird hier ausschließlich trainiert. Selten wird im Training die volle Breite des Feldes benötigt. Wir könnten also mit der vorhandenen Fläche beginnen um endlich Zeit zu gewinnen um dann alle erforderlichen Anpassungen für eine Erweiterung vorzunehmen.“ Ich denke dafür sollten alle flexibel genug sein, so Pitino weiter. „Die Stadt bleibt Eigentümerin des Geländes – falls sie in den nächsten zehn Jahren wirklich andere Pläne für diese Fläche entwickelt, stehen wir auch dafür offen“. Der 1. FC Saarbrücken ist nicht nur der größte der Stadt, sondern des ganzen Saarlandes.
Am kommenden Montag tritt der Gebäudeausschuss der Stadt Saarbrücken erneut zusammen. Die Diskussion dürfte intensiv werden, insbesondere im Hinblick darauf, wie die Stadtverwaltung den Stadträten den Verzicht auf Einnahmen, die für Schulen und Kindergärten vorgesehen waren, erläutern wird. Diese Mittel sollen ungenutzt bleiben, obwohl eine Lösung, die allen Beteiligten Vorteile bringen könnte, bereits vorliegt. Trotz kritischer Berichterstattung, wie etwa der Saarbrücker Zeitung, die von einem „Zerplatzen des blau-schwarzen Traums von Isringhaus (Vorsitzender der FDP-Fraktion im Saarbrücker Stadtrat, Anm. d. Red.)“ spricht, scheint der Plan nicht gescheitert zu sein – ganz im Gegenteil.