Saarbrücken: Nach der zwangsweisen Räumung einer Gruppe von Zelten, in denen obdachlose Menschen ihr Zuhause hatten (wir berichteten), kritisiert Saar-Sozialminister Magnus Jung (SPD) das Vorgehen der Stadt Saarbrücken. Nach Angaben seines Ministeriums vom heutigen Dienstag stuft die Behörde die von ihr als Zwangsräumung betitelte Maßnahme als menschenunwürdig ein. Der Minister ist empört: „Insbesondere das Vorgehen der Stadt Saarbrücken in den frühen Morgenstunden, bei Dunkelheit und bei Regen eine Zwangsräumung durchzuführen, ist nicht in Ordnung. So geht man nicht mit hilfsbedürftigen Menschen um!“
Weiter erklärt der Politiker: „Wenn man der Meinung ist, dass der Standort aufgrund von Sicherheitsgründen nicht bestehen bleiben kann, dann muss die Landeshauptstadt ein menschenwürdiges Vorgehen zur Unterbringung der betroffenen Personen wählen.“ Die Stadtverwaltung argumentiert, dass das Zeltlager im Bereich einer Feuerwehrzufahrt gehindert habe und man im Vorfeld mehrfach versucht habe, eine einvernehmliche Lösung mit den Obdachlosen zu finden.
Jetzt schaltet sich auch das Sozialministerium in die weiteren Maßnahmen ein. Die Behörde erklärt, der Minister persönlich habe „deswegen bereits erste Gespräche geführt und wird ein Treffen mit den Trägern und der Stadt Saarbrücken einberufen, damit eine solche Situation und ein solches Vorgehen nicht mehr vorkommt. Auch über die weitere Versorgung der betroffenen Personen fordert das Sozialministerium eine lückenlose Aufklärung.“ Die vier Männer gestern am frühen Morgen bei Regen von einer Überzahl an Behördenmitarbeitern unsanft aus dem Schlaf gerissen worden.
Mit dabei hatte die Stadt auch ein Fahrzeug des Abfallentsorgers ZKE. Offenbar war man bereit, auch die letzten Habseligkeiten der Obdachlosen wie Müll zu entsorgen. Die herbeigerufene Polizei weigerte sich, das Lager mittels Zwang aufzulösen.