Ensdorf: Ein ohrenbetäubender Knall schallt am heutigen Sonntagvormittag durch weite Teile des Landkreises Saarlouis. Auf dem Gelände des ehemaligen Kraftwerks in Ensdorf ist das erste Gebäude gesprengt worden! Kurz nach 11 Uhr gibt der Sprengmeister das erste Warnsignal: Es bedeutet, dass die Sprengung kurz bevorsteht, alle müssen sofort in Deckung gehen! Es dauert noch mehrere Minuten, bis es weitergeht. Um 11.10 Uhr verlässt eine Regionalbahn den Bahnhof in Ensdorf, erst jetzt ist der Absperrradius frei von allen Menschen. Es ertönen zwei weitere Huptöne zur Warnung, dass gezündet wird. Dann spannt der Sprengmeister alle auf die Folter: Es dauert noch gefühlt eine Ewigkeit, in Wirklichkeit aber nur ein paar Minuten, bis es tatsächlich zur Zündung kommt. Der Sprengmeister zählt herunter, brüllt: „drei, zwei, eins!“ Dann zünden mehrere Sprengladungen an den Stahlstützen des 30 Meter langen und breiten Gebäudes. Der 52 Meter hohe Stahlwürfel ist in den vergangenen Wochen vor Arbeitern entkernt und für die Sprengung vorbereitet worden. Mit Erfolg: Nach der Zündung kippt der Stahlkoloss langsam zur Saar hin. Je weiter sich der Bau auf den Boden legt, desto größer wird die Staubwolke. Sie zieht in Richtung Saar, aus dem Ort weg, ab. Nach wenigen Sekunden ist das Spektakel vorbei. Die umliegenden Straßen, die für die Sprengung gesperrt worden sind, werden wieder für den Verkehr freigegeben. Verkehrsprobleme sind einer der Gründe, warum die Aktion auf einen Sonntag gelegt worden ist.
In den kommenden Monaten soll es weitere Sprengungen am Kraftwerk geben: So sollen der Kühlturm und die langen Schlote in die Luft gejagt werden. Das ehemalige Kraftwerk in Ensdorf macht Platz für eine Chipfabrik. Die Firma Wolfspeed will dort in Zukunft statt Kohlen zu Strom zu verfeuern, Kohle mit Mikrochips verdienen.