Verfolgungsjagd von Saarbrücken nach Frankreich: Polizei feuert 11 Schüsse ab

Saarbrücken: Wilde Verfolgungsjagd mit Schussabgabe an der deutsch-französischen Grenze bei Saarbrücken! Am Montag wollen Beamte der deutschen Bundespolizei am Grenzübergang Goldene Bremen einen Lieferwagen mit mehreren Insassen einer Kontrolle unterziehen. Doch das Fahrzeug hält nicht an, sondern fährt direkt auf die Beamten zu und dann weiter Richtung Frankreich. Die Polizei verfolgt den Wagen auch auf französischem Staatsgebiet weiter bis in die Straßen von Stiring-Wendel.

Um die Flüchtigen aufzuhalten, feuern die deutschen Polizisten aus ihren Dienstwaffen elf Schüsse auf das flüchtende Fahrzeug ab. Neun dieser Schüsse werden auf französischem Boden abgefeuert. Die Verfolgungsjagd endet in der Nähe eines Campingplatzes in Stiring-Wendel. Der Fahrer kann zu Fuß entkommen, ein 17-jähriger Beifahrer wird festgenommen. Verletzt wird bei dem Vorfall niemand. Bisher haben die deutschen Behörden den Vorfall verschwiegen, in Frankreich schreibt nun die Tageszeitung „Republicain Lorrain“ darüber.

Und berichtet, dass der Fall jenseits der Grenze die Frage aufwirft, ob die deutsche Polizei in Frankreich hätte herumballern dürfen. Das Übereinkommen zur Durchführung des Schengener Abkommens sieht ein „Recht zur grenzüberschreitenden Verfolgung“ vor und gestattet den deutschen Strafverfolgungsbehörden, im Falle einer Tat auf frischer Tat oder einer Flucht, Personen auch auf fremdem Staatsgebiet zu verfolgen.

Der Einsatz von Schusswaffen in solchen Situationen wird durch eine Empfehlung des Rates der Europäischen Union geregelt. Es sei demnach „Polizeibeamten des Erststaats zu gestatten, mit ihrer Dienstwaffe auf dem Territorium des Nachbarstaats einzugreifen und diese in Fällen der Selbstverteidigung oder zum Schutz von dritten einzusetzen.“ Weil der Lieferwagen direkt auf die Beamten zugefahren ist und nun wegen versuchten Mordes ermittelt wird, könnten die Schüsse also gerechtfertigt gewesen sein. Der 17-jährige Beifahrer ist mittlerweile freigelassen worden, er schweigt zu dem Vorfall. Der Fahrer des Lieferwagens, der „Mitglied der fahrenden Gemeinschaft“ ist, ist noch immer auf der Flucht.