In Saarlouis wurden gestern erhebliche Unregelmäßigkeiten bei der Stimmenauszählung festgestellt (wir berichteten). Daher wurde beschlossen, die Stimmen der Oberbürgermeisterwahl und der Stadtratswahl neu auszuzählen. Die Neuauszählung fand heute Morgen im Theater am Ring statt.
Und da wurde es wild: Das Ergebnis der Neuauszählung zeigt nämlich, dass in einem Briefwahlbezirk im Stadtteil Fraulautern genau 50 Stimmen, die eigentlich dem CDU-Oberbürgermeisterkandidaten Marc Speicher zugerechnet werden sollten, nicht gezählt wurden. Statt 324 Stimmen wurden für Speicher nur 274 Stimmen registriert. Zudem wurden in demselben Stimmbezirk bei der Stadtratswahl zehn CDU-Stimmen fälschlicherweise der SPD zugerechnet.
Diese Korrekturen ändern zwar nichts daran, dass die Oberbürgermeisterwahl in Saarlouis durch eine Stichwahl am 23. Juni entschieden werden muss, doch sie rücken Speicher näher an seinen SPD-Kontrahenten Florian Schäfer heran. Beide Kandidaten haben nun jeweils rund 42% der Stimmen erhalten.
Kuriositäten gab es auch vor der Wahl: Es wurde bekannt, dass der amtierende, aber scheidende SPD-Oberbürgermeister Peter Demmer, der zugleich als oberster Wahlleiter fungiert, seine Ehefrau als Wahlhelferin auf Minijob-Basis eingestellt hat. Normalerweise arbeiten Wahlhelfer ehrenamtlich. Obwohl kein direkter Zusammenhang zum Auszählungschaos erkennbar ist, wirft dieser Vorgang Fragen auf, da die Anstellung offenbar ohne Kenntnis des Stadtrats erfolgte und somit nicht transparent war. Rechtlich mag dies vielleicht nicht verwerflich sein, jedoch erscheint es, im Zeichen der Ungereimtheiten bei der Zählung, maximal unglücklich.
Die Freie Wähler Gemeinschaft (FWG) hat derweil komplett den Glauben an die Rechtmäßigkeit der Wahl verloren. In der für morgen, Donnerstag, um 17 Uhr anberaumten Sitzung des Gemeindewahlausschusses plädiert sie dafür, sowohl die Oberbürgermeisterwahl als auch die Stadtratswahl für ungültig zu erklären und Neuwahlen anzusetzen. FWG-Saarlouis Vorsitzender und Stadtrat Altomaro Locurcio hat angekündigt, die Wahl definitiv anzufechten. Der Ausgang dieser Entwicklung bleibt offen.