Saarbrücken/Kön/München: Es ist ein Bauprojekt, das für Kopfschütteln sorgt: Die Sanierung und der Umbau der Saarbrücker Congresshalle mutieren zum finanziellen Desaster – und ein Ende der Kostensteigerungen ist nicht in Sicht. Die jüngste Pressekonferenz offenbarte, was viele befürchtet hatten: Aus ursprünglich veranschlagten 60 Millionen Eurosind inzwischen unglaubliche 122,5 Millionen Euro geworden. In Worten: Einhundertzweiundzwanzig Millionen. Und das ist vermutlich nicht das Ende der Fahnenstange, denn die Halle ist noch nicht gebaut.
Was hier geschieht, spottet jeder Vernunft. Zum Vergleich: Für 153 Millionen Euro wurde einst die Kölnarena (heute Lanxess Arena) gebaut – eine der modernsten und größten Veranstaltungshallen Europas, die Platz für 20.000 Menschenbietet. Die Congresshalle in Saarbrücken? Deren Haupthalle bietet gerade einmal 2.300 Plätze. Selbst wenn man die Inflation und gestiegene Baukosten berücksichtigt, ist diese Rechnung ein Hohn.
Noch absurder wird es, wenn man den Blick nach München richtet. Dort wurde erst kürzlich der SAP Garden fertiggestellt – eine hochmoderne Multifunktionsarena mit Platz für 11.500 Zuschauer. Geplante Baukosten laut Süddeutscher Zeitung: 120 Millionen Euro. Tatsächliche Baukosten: etwa 150 Millionen Euro.
„Es war eine andere Zeit“, werden die Verantwortlichen sagen. Stimmt aber nicht! Denn die brandneue Münchner Arena wurde erst in diesem Jahr eröffnet. Auch dieser Bau musste den Weltkrisen trotzen: Corona, Kriege, Energiekrise etc. Auch diese Halle war deshalb von massiv erhöhten Baukosten betroffen.
Der Unterschied? Die Münchner Arena wird von den besten Architekten geplant und von Weltklassevereinen wie Red Bull München (Eishockey) und FC Bayern Basketball nahezu jedes Wochenende genutzt. In einer Stadt, deren Veranstaltungskalender auch darüber hinaus prall gefüllt ist und Musik-Weltstars sich die Klinke in die Hand geben, ist die Refinanzierung gesichert. Und in Saarbrücken? Eine Stadt, die kaum annähernd vergleichbares Besucherpotenzial hat, stemmt ein Projekt, das jede wirtschaftliche Logik vermissen lässt.
Im Gegenteil! Die Baukosten der Congresshalle explodieren – und das ist in der Landeshauptstadt kein Einzelfall. Erinnern wir uns an den Ludwigspark: Aus geplanten 16 Millionen Euro wurden am Ende 46 Millionen. Das gleiche Muster findet nun bei der Congresshalle statt (von 60 auf derzeit 122,5 Millionen). Wenn die Verantwortlichen Planer von der Saar nun auch noch einen Neubau der Saarlandhalle angehen wollen, wird einem Angst und Bange.
Die Verantwortlichen – Saar-Wirtschaftsminister Jürgen Barke (SPD), Saarbrückens Oberbürgermeister Uwe Conradt (CDU) und Congresshallen-Boss Ralf Kirch – müssen sich unangenehme Fragen gefallen lassen. Wie konnte die Planung so aus dem Ruder laufen? Wie rechtfertigen sie, dass eine Minihalle genauso teuer wird wie die größten Veranstaltungshallen Deutschlands? Und warum wird in einer wirtschaftlich ohnehin angespannten Region wie dem Saarland nicht nachhaltiger geplant?
Dabei zeigt der Vergleich mit München oder Köln nicht nur die Diskrepanz bei den Baukosten, sondern auch die mangelnde Perspektive. Während die Lanxess Arena und der SAP Garden als Veranstaltungsorte nationaler und internationaler Bedeutung gebaut wurden, ist die Congresshalle in Saarbrücken ein rein regionales Projekt. Hier fehlt die Nachfrage, hier fehlen die Einnahmen, um die Kosten langfristig zu decken.
Saarbrücken leistet sich eine Baustelle der Superlative – allerdings nicht im positiven Sinne. Die Congresshalle steht exemplarisch für das Versagen von Politik und Verwaltung, Bauprojekte im Rahmen zu halten. Es ist ein Schlag ins Gesicht der Steuerzahler, die am Ende für diese Misswirtschaft aufkommen müssen. Und es ist ein ernüchternder Beleg dafür, wie weit Anspruch und Realität in Saarbrücken auseinanderliegen.
Die Verantwortlichen müssen sich erklären. Und vor allem: Die Kosten müssen endlich unter Kontrolle gebracht werden. Andernfalls droht ein finanzielles Debakel, das die Bürger noch über Jahrzehnte begleiten wird.