Friedrichsthal: Im Skandal um den mittlerweile verstorbenen pädophilen Priester Edmund Dillinger aus Friedrichsthal gibt es einen weiteren Missbrauchsvorwurf. Die Zahl der bislang bekannten Fälle, in denen der katholische Geistliche sexuellen Missbrauch begangen haben soll, erhöht sich damit auf nun insgesamt 20. Das geht aus einem neuen Bericht hervor, den die „Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Bistum Trier“ zusammengetragen hat.
Demnach soll es sich beim jüngsten bekannt gewordenen Opfer um einen ehemaligen Schüler des Priesters handeln. Dillinger soll den Jungen aus dem rheinland-pfälzischen Bitburg im Religionsunterricht in die Hose gegriffen haben. Dillinger ist als Religionslehrer auch im Saarland tätig geworden, unter anderem an einem Gymnasium in Saarlouis. Die Taten des saarländischen Pfarrers behandelt die Aufarbeitungskommission in einer gesonderten Studie. Darin soll es insbesondere um Dillingers Tätigkeiten in Afrika gehen.
Aber wie die jüngsten Ergebnisse zeigen, könnten auch seine Machenschaften in Deutschland wohl noch nicht komplett aufgedeckt sein. Der Fall Dillinger beschäftigt die Menschen seit dem Jahr 2023, nachdem der Neffe des Priesters in dessen Nachlass Beweismaterial entdeckt und den Behörden übergeben hat. Peinlich: Die saarländischen Ermittlungsbehörden haben voreilig Beweismittel vernichten lassen.
So hätten unter anderem die detailliert geführten Jahreskalender Dillingers aus mehreren Jahrzehnten wichtig für die Aufklärung seiner Taten werden können, wenn die Staatsanwaltschaft Saarbrücken sie nicht der Entsorgung zugeführt hätte. Deshalb ist ein Disziplinarverfahren gegen den zuständigen Staatsanwalt eingeleitet worden. Absurd: Die Generalstaatsanwaltschaft hat zunächst entschieden, keine Ermittlungen wegen der Vernichtung der Asservate einzuleiten. Das Justizministerium hat sich dann aber dazu entschlossen, doch zu ermitteln.