Leipzig. In einer überraschenden Wendung gestand der Sänger Gil Ofarim (41) am Dienstag vor Gericht, die Antisemitismus-Vorwürfe gegen das Leipziger Hotel Westin erfunden zu haben. Ofarim hatte behauptet, aufgrund seiner Davidstern-Kette im Hotel abgewiesen worden zu sein, doch vor Gericht gab er zu, dass diese Behauptung gelogen war.
Nach einer langen Beratung mit seiner Verteidigung brach Ofarim sein Schweigen und erklärte vor dem Leipziger Landgericht: „Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft treffen zu.“ In einer persönlichen Entschuldigung an den Hotelangestellten Markus W. gestand er seine Schuld ein und sagte: „Es tut mir leid, ich habe das Video gelöscht.“
Mit diesem Geständnis wird Gil Ofarim für Verleumdung und falsche Verdächtigung verantwortlich gemacht. Sein Schuldeingeständnis, vorgetragen mit hochrotem Kopf, dauerte weniger als eine Minute, und er beachtete das raunende Publikum im Saal nicht.
Die Verteidigung nahm einen vorher besprochenen Vergleichsvorschlag an, der Schmerzensgeldansprüche des Hotelangestellten Markus W. beinhaltet. Richter Stadler erklärte: „Es liegt jetzt ein angenommener Vergleich über Schmerzensgeldansprüche des Herrn W. gegen Herrn Ofarim vor. Wir lesen ihn nicht vor, aber er wird vollstreckt.“ Das Verfahren wird vorläufig gegen eine Geldauflage von 10.000 Euro eingestellt.
Im Oktober 2021 hatte Ofarim ein vor dem Hotrel gedrehtes Video veröffentlicht. Darin erhob er den Vorwurf, von einem Rezeptionisten des Hotels antisemitisch behandelt worden zu sein. Er habe wegen seiner Halskette mit Davidstern nicht einchecken dürfen und sei aufgefordert worden, den Judenstern „einzupacken“. Am darauffolgenden Tag trafen sich vor dem Hotel rund 600 Menschen aus Solidarität mit Ofarim zu einer Kundgebung. Der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sagte im November 2021, dass Ofarim „dem Kampf gegen den Antisemitismus einen Bärendienst erwiesen“ habe.