Überherrn: Das Saarland hat ab heute ein Wahrzeichen weniger! Um 14 Uhr sind zwei heftige Knallgeräusche im Raum Saarlouis zu hören. Sie kommen aus dem Überherrner Ortsteil Berus. Dort werden nach langen Vorbereitungsarbeiten die Trageseile der letzten beiden verbliebenen Masten des ehemaligen Senders Europe 1 gesprengt. Die L 351 muss dafür kurzfristig gesperrt werden. Warum, zeigt sich nach der Aktion:
Die dicken Drahtseile haben ausgeschlagen, dabei Spuren im Asphalt hinterlassen. Auch die Äste einiger Bäume und ein paar Meter Zaun sind bei der Aktion beschädigt worden. Ansonsten liegen die beiden riesigen Sendemasten, die jahrzehntelang nur wenige Meter von der französischen Grenze funkten, wie geplant am Boden. Der Standort der Sendeanlage direkt an Frankreich grenzend war bei der Errichtung ab den 1950er Jahren kein Zufall: Die Langwellenanlage sollte nämlich nicht Deutschland oder das damals selbstständige Saarland versorgen, sondern die benachbarten Franzosen.
Die ersten drei Masten wurden in den Jahren 1954 und 1955 errichtet, der vierte Mast kam im Jahr 1964 dazu. Seit 1975 gab es außerdem zwei Reservemasten. Der Sender war mit 2,4 Megawatt der stärkste Rundfunksender auf deutschem Boden und eine der größten Rundfunksendeanlagen weltweit. Im August 2012 brach ein rund 80 Meter langes Teil an einem der Masten ab, der Rest des Masts wurde im November 2012 gesprengt. Im Juni 2013 wurde ein weiterer Sendemast gesprengt und fortan mit den verbleibenden Antennen gesendet. An Silvester 2019 wurde die Anlage dann schließlich wegen Unwirtschaftlichkeit abgeschaltet.
Damit war auch das Ende der beiden letzten Sendemasten besiegelt. Zwei wurden vor einer Woche gesprengt, heute dann die letzten beiden. Was bleibt vom weithin sichtbaren Wahrzeichen des Saargaus ist nur die denkmalgeschützte Sendehalle in Form einer Jakobsmuschel.