Saarbrücken: An einer Wohnung in einem Mehrparteienhaus im Saarbrücker Stadtteil Klarenthal klingeln am gestrigen Donnerstag Beamte der Zielfahndung. Eine Frau, die dort wohnt, öffnet die Tür. Als die Ermittler ihr mitteilen, warum sie gekommen sind, fällt die Frau „aus allen Wolken“, wie das Landespolizeipräsidium in einer Mitteilung schreibt. Die Beamten sind angerückt, um den Mann festzunehmen, den die Saarbrückerin für ihre große Liebe hält:
Um mit dem 62-Jährigen ein neues Leben zu beginnen, hat sie schon beschlossen, ihren Job zu kündigen und mit dem Senior ein neues Leben in der Schweiz zu beginnen. Es handelt sich bei dem deutschen Staatsangehörigen um einen Arzt – jedenfalls glaubt das die Frau. Die Wahrheit ist aber: Der Senior ist ein langjähriger Betrüger und Sexstraftäter.
Der arbeits- und wohnsitzlose Mann gibt sich seit fast vier Jahrzehnten deutschlandweit und unter falschen Namen als Schweizer Arzt der Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ aus. Durch sein eloquentes und vertrauenswürdiges Auftreten gelingt es ihm immer wieder, vor allem Frauen zu täuschen. Oftmals spielt er seinen Opfern eine Notlage vor und kann sich so bei seinen Bekanntschaften über längere Zeit einquartieren. Im Anschluss zeigt der 62-Jährige dann sein wahres Gesicht:
Bei angeblichen medizinischen Behandlungen wird der falsche Arzt sexuell übergriffig und schreckt auch vor sexuellen Übergriffen gegen Kinder nicht zurück, er begeht Wohnungseinbrüche, Hehlerei, gefährliche Körperverletzungen und Betrügereien. Erst im Juli 2020 ist er nach einer mehrjährigen Haftstrafe aus dem Gefängnis entlassen worden.
Als die Beamten nach langwierigen Ermittlungen gestern in Klarenthal klingeln, haben sie weitere zwei internationale Haftbefehle gegen den falschen Arzt in der Tasche. Er wird noch am selben Abend dem Haftrichter vorgeführt und anschließend in die JVA auf die Lerchesflur nach Saarbrücken gebracht. Dort wartet er nun auf seinen Prozess.