Heute jährt sich der Tag, an dem er verschwand: Wir denken an dich, kleiner Pascal!

Saarbrücken: Immer, wenn im Herbst auf dem Festplatz an den Burbacher Saarterrassen die große Kirmes stattfindet, mischen sich neben Freude und Spaß auch dunkle Gedanken – nicht nur bei den Menschen in Burbach, sondern im ganzen Saarland. Die Menschen denken an den verschwundenen Pascal Zimmer, der auf der Kirmes zum letzten Mal lebend gesehen wurde und der danach spurlos verschwand. Heute jährt sich dieser Tag wieder einmal. Pascal Zimmer, bei seinem Verschwinden fünf Jahre alt, wäre heute schon erwachsen.

Dass er noch lebt, daran glaubt zwar kaum jemand mehr. Ein klein wenig Hoffnung haben viele aber noch. Nachdem das Kind abends nicht nach Hause zurückkehrte, gab es verschiedenste Hinweise darauf, was mit dem Jungen passiert sein könnte. Taucher der Polizei suchten die Saar nach seiner Leiche und seinem blau-gelben Kinderfahrrad ab, das mit dem Burbacher Jungen verschwand. Vielleicht war er beim Radeln ins Wasser gefallen? Gefunden wurde nichts. Kurz nach seinem Verschwinden beschuldigte eine Stiefschwester Pascals andere Stiefschwester, den Jungen im Streit mit einer Schaufel erschlagen zu haben.

Wenig später widerrief die vermeintliche Zeugen ihre Aussage und behauptete stattdessen, Pascal sei von einem Mann in einem Auto mitgenommen worden. Ist der Junge also entführt worden, lebt vielleicht irgendwo noch und weiß gar nicht, dass er der gesuchte Pascal ist? Auch die Erzählung von dem unbekannten Mann widerrief die Stiefschwester später: Die Polizei hatte sie zu der Aussage gedrängt. Lange Monate gab es keine brauchbaren Hinweise zum Verbleib des Jungen. Bis sich 2003 der damals sieben Jahre alte Bernhard M. seiner Pflegemutter offenbarte:

Er war in einer kleinen Spelunke, der Burbacher Tosa-Klause, missbraucht worden. Dort soll er auch mit Pascal gespielt haben, dem es genauso ergangen sei, vertraute Bernhard seiner Pflegemutter an. Die Polizei ermittelte, nahm Verdächtige fest und brachte Geständnisse aus ihnen heraus: Demnach wurde der Junge im Hinterzimmer der mittlerweile abgerissenen Tosa-Klause missbraucht und dabei mit einem Kissen erstickt. Seine Leiche wurde in einer Grube in Frankreich verscharrt, dort aber nie gefunden. Die Beschuldigten wurden vor Gericht gestellt, es gab eine erste Verurteilung wegen des Missbrauchs an Bernhard M. und Pascal Zimmer in der Tosa-Klause: In einem abgetrennten Verfahren gestand Peter Sch., die beiden Jungen missbraucht zu haben. Mit dem Tod des Jungen hatte er nach eigenen Angaben aber nichts zu tun. Der geistig zurückgebliebene Mann bekam sieben Jahre Gefängnis. Im Mordprozess gegen die übrigen Angeklagten widerriefen die Beschuldigten ihre Aussagen, wurden allesamt freigesprochen. Die Polizei glaubt aber auch heute noch an diesen Tathergang. Für sie ist der Fall Pascal aufgeklärt und erledigt. Für viele Saarländer nicht. Sie haben dunkle Gedanken – immer, wenn im Herbst auf dem Festplatz an den Burbacher Saarterrassen die große Kirmes stattfindet.