Saarbrücken: Die Zahl der Tiere, die im Saarland für wissenschaftliche Tests eingesetzt oder aus wirtschaftlichen Gründen getötet wurden, ist hoch. Wie die Saarbrücker Zeitung berichtet, wurden im Jahr 2021 insgesamt 68 440 Tiere für Tierversuche verwendet oder als „Überschusstiere“ getötet. Dies geht wiederum aus den Antworten des Umweltministeriums auf eine Parlamentarische Anfrage der CDU-Abgeordneten Petra Fretter hervor. Von den Tieren wurden 22 461 Tiere, hauptsächlich Mäuse, Ratten, Hamster, Kaninchen, Schweine und Schafe, für wissenschaftliche Tests eingesetzt. Die überwiegende Zahl von 45 979 Tieren wurde jedoch gar nicht für Tierversuche genutzt und als „Überschusstiere“ getötet.
Überschusstiere sind Tiere, die für wissenschaftliche Zwecke gezüchtet werden, aber nicht für Tierversuche eingesetzt werden können. Die Gründe dafür können vielfältig sein, z.B. weil sie nicht den Anforderungen des Versuchs entsprechen oder aufgrund biologischer Gesetzmäßigkeiten unbrauchbar sind. Diese Tiere werden dann aus wirtschaftlichen Gründen getötet. Der Tierschutzbeauftragte des Saarlandes, Dr. Arnold Ludes, hält die Tötung einer so hohen Zahl an „Überschusstieren“ im Saarland jedoch für nicht verhältnismäßig. „Angemessen ist in diesem Zusammenhang im Grunde kein einziges Tier, das unnötig getötet wird“, sagt Ludes. Bei Versuchen mit transgenen Tieren sei aber „aus wissenschaftlicher Sicht leider nur ein Bruchteil der gezüchteten Nachkommen für die entsprechenden Versuche geeignet“, so Ludes.
Wissenschaftler, die in Deutschland Tierversuche durchführen, müssen der zuständigen Landesbehörde die Anzahl der verwendeten Versuchstiere sowie Angaben zu den Versuchen melden. Im Saarland ist das Landesamt für Verbraucherschutz zuständig, das dem Umweltministerium untersteht. Die SZ hat dazu das Ministerium von Petra Berg (SPD) als Oberste Tierschutzbehörde und Aufsichtsbehörde in Sachen Tierversuche befragt. Das Ministerium verweigert jedoch in weiten Teilen konkrete Antworten und beruft sich auf möglicherweise betroffene Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse.
Der Verein „Ärzte gegen Tierversuche“ kritisiert, dass Ergebnisse aus Tierversuchen häufig nicht auf den Menschen übertragbar sind. Die Tierärztin Gaby Neumann fordert, dass moderne Methoden, die mit menschlichen Daten oder Zellen arbeiten, genutzt und weiterentwickelt werden sollten. „Leider werden diese modernen Methoden nur mit einer geringen Summe finanziell gefördert, wohingegen extrem hohe Beträge jedes Jahr in Tierversuche fließen“, so Neumann. Die CDU-Opposition im Landtag fordert Veränderungen beim Thema Tierversuche im Saarland und mehr Transparenz seitens des Umweltministeriums.