Saarlouis: Monatelang lief beim amerikanischen Automobilbauer Ford ein firmeninterner Wettstreit zwischen den Werken in Saarlouis und dem spanischen Valencia (wir berichteten). Es ging um die Frage, wo das nächste Elektro-Modell des Konzerns gebaut werden soll. Beide Werke waren dabei aufgefordert worden, Vorschläge zu machen, warum das das Elektro-Auto in ihrem Werk gebaut werden soll. Dabei ging es natürlich vor allem darum, wer die Kosten am besten drücken kann.
Auch die Politik mischte sich in den Bieterwettstrei ein. Das Saarland bot zuletzt offenbar bis zu 500 Millionen Euro an Staatsgeldern, um das neue E-Auto ins Saarland zu holen. Zusammen mit Maßnahmen des Bundes sollte das Subventionspaket zum Erhalt des Standorts laut Saar-Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) sogar einen Umfang von fast einer Milliarde Euro haben.
Am heutigen Mittwoch hat der Ford-Konzern nun seine Entscheidung bekannt gegeben. Das vermeldet der spanische Fernsehsender „Á punt“ aktuell. Demnach wird das Elektro-Auto nicht im Saarland, sondern in Spanien gebaut. Der öffentliche-rechtliche TV-Sender beruft sich auf Aussagen von Spaniens Industrieministerin Reyes Maroto (PSOE). Sie hat mit der Ford-Direktion am Verhandlungstisch gesessen.
Offenbar ist geplant, in Valencia zwei E-Automodelle zu bauen. Was das alles für den saarländischen Standort bedeutet, wo seit mehr als einem halben Jahrhundert Autos produziert werden, ist unklar. Seit 12 Uhr läuft eine Betriebsversammlung in Saarlouis, wo die rund 4.600 Beschäftigten des Ford-Werks über ihre Zukunft informiert werden.
Neben den direkt beim Konzern angestellten Arbeiter hat die Zukunft des Werks auch Auswirkungen auf mehr als 2.000 Arbeitsplätze bei Zulieferfirmen. Im Umfeld des Ford-Werks wird am heutigen Tag mit Demonstrationen und Protestaktionen gegen die Entscheidung gerechnet.