Kaum noch einer nutzt sie: Der Niedergang der „Galerie Kleiner Markt“ in Saarlouis

Saarlouis: Die Galerie Kleiner Markt in Saarlouis fristet ein tristes Dasein. Im Herzen von Saarlouis gelegen, zwischen zwei großen Bekleidungsmärkten, sollte das kleine Center am Kleinen Markt eigentlich zum Flanieren und Shoppen einladen. Stattdessen gerät die Galerie bei den Saarlouisern zunehmend in Vergessenheit. Tragisch: In den Hauptzeiten finden sich kaum mal mehr als eine Handvoll Menschen auf den Fluren der Galerie. Kein Wunder: Leerstände, kaum spannende Geschäfte und ein Kommunikationsmissmanagement lassen die Galerie Kleiner Markt zunehmend zugrunde gehen.

Das war nicht immer so: Ende der 80er / Anfang 90er blühte in dem Center das Leben. Über die Galerie konnte man zur damals berühmten McDonald’s Kinderlokomotive gelangen, die Menschen gingen hier in den C&A ein und aus, ein für damalige Verhältnisse cooles und junges Bekleidungsgeschäft („Piccadilly“) verkaufte im hinteren Teil angesagte Marken wie Chevignon, Diesel oder Lewis. Ein Geschäft für Geschenkartikel und -Ideen („Ypsilon“) erwartete die Besucher am Eingang mit spannenden Artikeln. Im Untergeschoss befand sich ein Platten- und CD-Laden („Phonac“) und auch Weltbild war damals mit seinem Lokal ein Magnet. Dazu gesellten sich mehrere Geschäfte, die das Bummeln in der Galerie zum Erlebnis machten. Ein Eiscafé lud zum Verweilen ein und man traf sich auf den Fluren. Zum Abschied des Einkaufsbummels konnte man dann auch noch in einem Discounter („Plus“) die nötigen Lebensmittel besorgen.

Tote Hose: Selbst zu Spitzenzeiten finden sich kaum Besucher in der Galerie

Alles vorbei. Heute prägen Leerstände und Ramschläden das Bild der Galerie. Auf den Fluren herrscht gespenstige Stille. Centermanager? Eigene Homepage? Social Media? Alles Fehlanzeige! Man hat den Eindruck, der Inhaber der Galerie, die Rendita Colonia Immobilien-Management GmbH aus Köln, schämt sich fast für das Objekt. Auf der Homepage der Firma sind viele Center als Referenz aufgeführt. Von Saarlouis aber keine Spur. Wer von auswärts nach der Galerie im Internet sucht, wird bitter enttäuscht. Dabei könnte man aus der kleinen Perle am kleinen Markt ein kleines Shopping-Paradies machen. Aber Besucher von außerhalb finden nicht mal eine Homepage vor – es existiert schlichtweg keine Seite mit einer Übersicht des Angebotes an Läden und Gastronomie. Dem Vermieter scheint es schlichtweg egal zu sein. Mit H&M hat der Inhaber einen langfristigen Ankermieter, der die Einnahmen sichert. An mehr scheint man kein Interesse zu haben. Zuletzt hat eine der letzten Institutionen der Galerie, das „Tabakstübchen“, angekündigt den Laden nach 37 Jahren zu schließen. Die Betreiber sahen durch das Missmanagement des Inhabers keine Chance mehr, den Laden weiterhin zu betreiben.

Thomas Jacob, Wirtschaftsförderer der Stadt Saarlouis, scheint der Einzige, der wirklich um die Galerie Kleiner Markt kämpft. Er hat Konzepte erarbeitet, die es Interessenten ermöglichen, ein ganzes Jahr mietfrei in die Galerie zu ziehen. Und auch nach dieser Zeit wäre man bereit zu vermitteln und zu schauen, wie sich Ein- und Ausgaben der Mieter verhalten. Aber auch dieses Angebot trägt bisweilen keine Früchte. Einfach weil es zu unbekannt ist! Für die Zukunft des Einzelhandels in Saarlouis ist es aber unabdingbar, dass diese schöne Lage floriert. Deshalb haben wir auch bei den beiden Kandidaten für die kommende Oberbürgermeisterwahl in Saarlouis, Florian Schäfer (SPD) und Marc Speicher (CDU) nachgefragt, was ihre Ideen für die Zukunft der Galerie Kleiner Markt sind:

SPD-Saarlouis-Chef Schäfer: „Die Galerie Kleiner Markt hat sich von ihrer Struktur durch die damalige Entscheidung mit einem Investor neu umzugestalten verändert. Dies hatte natürlich Einfluss auf den bisherigen Charme und Charakter der mit der Glaskugel verbundenen besonderen Passage und seinen damaligen Geschäften. Die Passage ist mittlerweile durch die baulichen Veränderungen nur noch bedingt belebt. Sie ist aber trotzdem ein besonderes Bauwerk. Gerade hier gilt es mit einer neuen Strategie für die Kaufmannschaft und eventuellen weiteren Öffnungen, die Passage zu beleben.“

Und der Saarlouiser CDU-Vorsitzende Marc Speicher erklärt: „Die Galerie der 80- und 90-er-Jahre ist ein Ort meiner Kindheit und Jugend. Die Galerie hat im gesamten Südwesten mutig und mit neuem Charme Maßstäbe gesetzt. Die Galerie war architektonisch ganz neu und für den Saarlouiser Einzelhandel ein echter Meilenstein. Diesen Mut und diesen Willen Neues zu probieren und einfach mal zu machen brauchen wir wieder in Saarlouis. Aufbruch statt Stillstand. Und das betrifft auch die Galerie am Kleinen Markt. Der Ort muss wieder mehr belebt werden und besser in die Saarlouiser City und den Einzelhandel integriert werden.“

Einer von vielen leeren Ladenlokalen der Galerie Kleiner Markt

Beide Kandidaten ließen jedoch offen, wie sie die Galerie nach ihrer Wahl wieder attraktiv machen möchten. Auch der Verband Saarlouis e. V., der u. a. auch die Interessen der Einzelhändler in Saarlouis vertritt, hat versucht Einfluss auf die Gestaltung der kleinen Shoppingmeile zu nehmen. Dazu erklärte Thomas Ludewig, der 1. Vorsitzende des Verbandes: „Die Galerie Kleiner Markt ist ein prominenter Baustein für eine mögliche Attraktivität am kleinen Markt. Vertraglich, baulich und ökonomisch gibt es für die Eigentümerin keine besonderen Beweggründe an der Nutzung/Vermietung derzeit etwas zu ändern, solange die Rentabilität gegeben ist. Dies wurde in einer vom Verband angeregten Abendveranstaltung jedenfalls deutlich mitgeteilt.Wir konzentrieren unsere Energie wie o.g. seit letztem Jahr auf die Attraktivität der Innenstadt als Ganzes und unterstützen die Entscheider in Politik und Verwaltung beim Finden der Ziele und Umsetzen von Maßnahmen dafür.“

Unternehmer und Geschäftsbetreiber, die Interesse an einem der leeren Ladenlokale haben und in den Genuss eines für ein Jahr mietfreien Geschäftes kommen möchten, können sich für Informationen aber an die Wirtschaftsförderung der Stadt Saarlouis wenden. Die Kontaktdaten findet man unter folgendem Link (hier klicken).

Dieser Beitrag wird bereitgestellt vom Medienverbund Saarland