Berlin: Die Ständige Impfkommission (Stiko) beim Robert-Koch-Institut in Berlin hat am heutigen Dienstagabend empfohlen, den Corona-Impfstoff des schwedisch-britischen Herstellers AstraZeneca nur noch an Menschen über 60 Jahren zu verabreichen. Grund sind signifikant gehäuft aufgetretene Hirnvenenthrombosen bei Geimpften, die normalerweise sehr selten sind. Gesammelt werden die Daten beim Paul-Ehrlich-Institut. Dort sind bislang deutschlandweit 31 Verdachtsfälle dieser sogenannten Sinusvenenthrombosen bekannt geworden.
In 19 dieser Fälle ist bei den Patienten außerdem eine verminderte Anzahl von Blutplättchen beobachtet worden. In neun Fällen sind nach der Impfgabe Menschen gestorben, sieben davon waren Frauen unter 65 Jahren. Mehrere Bundesländer, Städte und Institute wie Unikliniken haben schon vor der jetzt ausgesprochenen Empfehlung der Stiko das Impfen mit dem AstraZeneca-Präparat gestoppt.
Mit der aktualisierten Empfehlung werden das nun auch die übrigen Bundesländer, darunter das Saarland, tun müssen. Es ist nicht das erste Mal, dass die Impfungen mit dem Präparat eingestellt werden: Mitte März waren alle Impfungen des Corona-Vakzins gestoppt worden. Grund waren damals sieben aufgetretene Fälle der Hirnvenenthrombosen. Auch im Saarland war damals eine Frau wegen Problemen nach der AstraZeneca-Impfung im Krankenhaus behandelt worden.
Nach einer positiven Einschätzung durch die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA wurden die Impfungen in Deutschland am 19. März aber wieder fortgesetzt. Die zu Impfenden werden seitdem in einem angepassten Informationsblatt über das Risiko der sehr selten aufgetretenen Hirnvenenthrombosen aufgeklärt. Für die Impfkampagne, die einen wichtigen Teil des sogenannten Saarland-Modells von Saar-Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) darstellt, bedeutet der Impfstopp einen heftigen Dämpfer. Was mit der Zweitimpfung für Menschen unter 60 Jahren passiert, die schon die erste Dosis AstraZeneca erhalten haben, ist noch offen.