Saarbrücken: Viele sind einfach nur noch genervt von ihnen: Die Rede ist von Prospektbeilagen, die wöchentlich in Briefkästen und Zeitungen landen, um für die neuesten Angebote und Rabattaktionen zu werben. Jeder der am Ende einer Woche zum Papiercontainer fährt, weiß ein Lied davon zu singen. Massenweise Papier, das meiste davon nicht einmal angefasst, wird einfach ungefragt in unsere Briefkästen eingeworfen. Nun werden die Auswirkungen dieser Beilagen auf die Umwelt immer deutlicher, die ersten großen Unternehmen verabschieden sich von dieser Werbeform. Ist das Ende der Prospekte damit eingeläutet?
76% der Deutschen lehnen diese Art der Werbung ab
Gemäß Studien der Justus-Liebig-Universität Gießen fallen pro Jahr 1,3 Millionen Tonnen unadressierte Werbepost an, die produziert, bedruckt, ausgeliefert und letztlich weggeworfen wird. Die Papierherstellung und der anschließende Recyclingprozess benötigen dabei ungefähr 1,6 Millionen Tonnen Holz, 46 Milliarden Liter Wasser und verbrauchen 17,6 Millionen Gigajoule an Energie. Zusätzlich wird eine immense Menge an Plastik verwendet, oft als Verpackungsmaterial für Werbematerialien.
Der gesamte Papierverbrauch, der sich aus adressierter und nicht adressierter Werbepost zusammensetzt, macht derzeit etwa 9,5% des gesamten Papierverbrauchs in Deutschland aus. Allein die unadressierte Werbung beansprucht mit etwa 1,32 Millionen Tonnen rund 6,6% des nationalen Papierverbrauchs. Angesichts der Tatsache, dass Werbepost oftmals unerwünscht und mit einem „Verfallsdatum“ versehen ist, wird offensichtlich, wie groß die Ressourcenverschwendung in diesem Bereich ist.
Eine Minderheit, nämlich nur 17% der Bevölkerung, begrüßt solche Werbesendungen. Im Gegensatz dazu lehnen beeindruckende 76% diese Art von Post kategorisch ab. Dazu kommt, dass der Druck von Werbeprospekten mit erheblichen Mengen an Druckfarben, Lösungsmitteln und Bindemitteln verbunden ist, die bei der Produktion und später bei der Entsorgung die Umwelt belasten können.
„Keine Werbung“-Aufkleber nehmen massiv zu
Einige Kommunen und Städte haben bereits reagiert und bieten Bürgern die Möglichkeit, durch spezielle „Keine Werbung“-Aufkleber am Briefkasten die Zustellung unerwünschter Werbepost zu unterbinden. Doch trotz dieser Option landen weiterhin große Mengen an Prospektbeilagen in den Haushalten – oft, weil Bewohner gar nicht wissen, dass sie diese Möglichkeit haben.
IKEA, Rewe und Obi stellen Prospektwerbung ein
Mitte des Jahres gab Rewe bekannt, auf Papierprospekte gänzlich verzichten zu wollen. Laut eigenen Angaben verteilte Rewe wöchentlich rund 25 Millionen Exemplare. Vor Rewe trafen auch der Möbelgigant Ikea und der Baumarkt Obi die Entscheidung, komplett auf Werbehandzettel zu verzichten. Es ist wahrscheinlich, dass andere große Player aufgrund der Nachhaltigkeit und der massiven Kosten bald nachziehen werden und stattdessen auf digitales Marketing setzen.
Es wird deutlich, dass ein bewusster Umgang mit Ressourcen sowohl von Unternehmen als auch von Verbrauchern gefordert ist. Nur durch gemeinsame Anstrengungen lässt sich die Umweltbelastung durch Prospektbeilagen reduzieren und ein Beitrag zum Umweltschutz leisten. Es ist an der Zeit, dass sowohl Unternehmen als auch Verbraucher Verantwortung übernehmen und gemeinsam nach nachhaltigen Alternativen suchen. Denn eines ist klar: Unser Planet verdient mehr als kurzlebige Werbeaktionen.