„Radio Salü“-Boss Mezödi schmeisst hin – Senderkrise weitet sich aus

Saarbrücken: Inmitten der andauernden Krise beim saarländischen Privatradio „Radio Salü“, die in letzter Zeit durch Skandale rund um Sexismus und Hausdurchsuchungen aufgrund von Untreuevorwürfen Schlagzeilen machte, hat der bisherige Salü-Boss Michael Mezödi (55) nun entnervt seinen Posten geräumt. Der abrupte Rücktritt am gestrigen Montagmorgen setzt einen weiteren Akzent in der jüngsten Geschichte des Radiosenders, wobei Mezödi nach dem Rücktritt umgehend nach Magdeburg aufbrach, wo er künftig die Geschäfte von Radio SAW leiten wird.

Als Reaktion auf den plötzlichen Abgang Mezödis ernannte der Sender Axel Musolff zum Interimsmanager. Musolff, ein 62-jähriger Mainzer und leidenschaftlicher Fan des FSV Mainz 05, wird von der Radio Group GmbH eingesetzt, einem Unternehmen, das beabsichtigt, 45% der Anteile an Radio Salü zu erwerben, die bisher dem saarländischen Verleger Helmut Gebauer (ehemals Wochenspiegel) und dem St. Ingberter Versicherungsmakler Dieter Leismann gehörten. Unter Dach und Fach ist der Deal jedoch noch nicht. Zur Radio Group gehören auch die fünf im Saarland beheimateten „CityRadios“, die wiederum Bestandteil des „Medienverbund Saarland“ sind. Auch „Breaking News Saarland“ oder „Blaulichtreport Saarland“ gehören diesem Zusammenschluss an.

Musolff, der in der saarländischen Medienlandschaft ein komplett unbeschriebenes Blatt ist, dürfte einen eher pragmatischen Ansatz wählen. In „Branchenkreisen“ ist er als Zahlenmensch bekannt. Sein primärer Fokus wird demnach darauf liegen, die angeschlagenen Finanzen des Senders zu sanieren, die sowohl durch die Corona-Pandemie als auch durch die Energiekrise erheblichen Schaden genommen haben. Änderungen im Programm dürften vorerst in den Hintergrund treten.

Trotz der turbulenten Lage äußerte sich Musolff optimistisch über seine neue Position und betonte die „Stärke des Radio Salü-Teams“. Welche Hebel Musolff, der in einer offiziellen Salü-Pressemitteilung mit den Worten „Ich sehe es als meine Hauptaufgabe an, einen der profiliertesten Sender in Deutschland weiterhin erfolgreich zu führen“ zitiert wird, ist noch unbekannt.

Radio Salü, das in den 90er und 2000er Jahren eine starke Präsenz im Saarland hatte und Hörerzahlen von über 100.000 pro Durchschnittsstunde vorweisen konnte, verlor in den letzten Jahren permanent an Zustimmung. Die konstante Erosion der Hörerbasis, getrieben durch die steigende Konkurrenz – auch aufrund technologischer Entwicklungen wie die DAB+ Technologie – hat den einstigen Rundfunkriesen arg dezimiert.

Mittlerweile hat der Sender rund die Hälfte seiner damaligen Reichweite verloren. Durchschnittlich schalten heute rund 53.000 Hörer pro Stunde Radio Salü ein. Angesichts der anhaltenden Krise und des Führungswechsels blickt Radio Salü einer ungewissen Zukunft entgegen, während es um den Erhalt seiner Position in der saarländischen Radiolandschaft kämpft.

Dieser Beitrag wird bereitgestellt vom Medienverbund Saarland