Saarbrücken: Schummel-Vorwürfe gegen Ministerpräsident Tobias Hans (CDU)! Gestern hat der Regierungschef gemeinsam mit Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD) das „Saarland-Modell“ vorgestellt: Nach Ostern soll es, eine Inzidenz von unter 100 vorausgesetzt, ein Ende des Corona-Lockdowns und stattdessen weitreichende Öffnungen unter anderem für die Gastronomie geben (wir berichteten). Bundesweit war das Saarland daraufhin in aller Munde, es gab neben viel Lob auch Zweifel an den Öffnungsplänen. Kritiker befürchten, dass der Ausstieg aus dem Lockdown die Pandemie weiter vorantreiben könnte, statt sie durch massive Tests zu stoppen.
Jetzt kommt ein weiterer Kritikpunkt dazu: Ist das „Saarland-Modell“ überhaupt nichts Neues, sondern einfach nur die Umsetzung des Anfang März beschlossenen Stufenplans, getarnt als cleverer Marketing-Stunt? Ein klares jein! Tatsächlich sieht der von Bund und Ländern aufgestellte Stufenplan vor, dass seit dem 22. März ein Bundesland bei einer stabilen Inzidenz von unter 100 viele der Lockerungen umsetzen kann, die auch das Saarland-Modell vorsieht:
Öffnung der Außengastronomie mit vorheriger Terminbuchung, Betrieb von Kinos, Theatern, Konzerthäusern und Opern, Kontaktsport im Freien und kontaktfreier Sport außen. Das alles laut Stufenplan aber nur mit tagesaktuellem, negativem Schnelltest oder Selbsttest. Das Saarland-Modell macht hier aber einen entscheidenden Unterschied: Es erlaubt den Besuch von Restaurants, Cafés und anderer Gastronomie auch ohne Test. Und zwar dann, wenn man alleine ausgeht oder nur Leute am Tisch zusammensitzen, die sich nach den jetzt gerade geltenden Bestimmungen auch privat treffen dürfen.
Also maximal zwei (unter bestimmten Umständen drei) Haushalte mit höchsten fünf (unter bestimmten Umständen sechs) Personen über 14 Jahren und beliebig vielen Kindern, wobei Lebenspartner und Eheleute immer als ein Haushalt zählen. Diese Gastronomiebesuche ohne Test sieht der Stufenplan erst ab einer stabilen Inzidenz von unter 50 vor. Zudem gar nicht im Stufenplan vorgesehen, aber im Saarland-Modell enthalten, sind private Treffen im Freien von bis zu zehn Personen. Ganz richtig sind die Schummel-Vorwürfe also nicht.