Saarlouis: Unter anderem wegen fehlender Bauteile schickte Ford die Mitarbeiter in Saarlouis immer wieder in Kurzarbeit. Die Folge: Über das sogenannte Kurzarbeitergeld übernahm der Staat für den Autobauer große Teile der Lohnzahlungen an die Mitarbeiter. Auch für diese Woche wollte Ford wieder Kurzarbeit anmelden. Doch dieses Mal machte der Betriebsrat nicht mit und stimmte den Anträgen der Geschäftsleitung erstmals nicht zu.
Mit der Folge, dass die Arbeiter nun wieder im Ford-Werk erscheinen, dort aber wegen fehlender Teile möglicherweise keine Autos oder viel weniger als geplant bauen können. Auch in der kommenden Woche wollte die Geschäftsführung an zwei Tagen Kurzarbeit durchsetzen. Der Betriebsrat hat aber auch diesen Antrag am gestrigen Mittwoch abgelehnt.
Es lässt sich nach Angaben der Mitarbeitervertreter nicht nachvollziehen, ob die Lasten der Lieferengpässe gleichmäßig auf die europäische Belegschaft verteilt werden. Mit anderen Worten: Der Betriebsrat ist sich nicht sicher, ob andere Werke mit der Lieferung von knappen Teilen nicht bevorzugt werden, während der Konzern das Saarlouiser Werk leer ausgehen lässt. Das ist zwar das gute Recht des US-Unternehmens.
Allerdings hat Ford den Angaben der Mitarbeitervertreter zufolge schon wieder die tariflich vorgeschriebene Frist zur Beantragung der Kurzarbeit nicht eingehalten. Mit ein Grund für die sture Haltung des Betriebsrats ist wohl auch die interne Konkurrenz-Situation, die Ford zwischen dem Werk in Saarlouis und dem spanischen Valencia geschaffen hat:
Nur eins der beiden Werke will das Unternehmen offenbar auf lange Sicht weiterbetreiben, zwischen den beiden Fabriken ist ein Kampf ums Überleben entbrannt. Doch während in Saarlouis Woche um Woche Kurzarbeit gefahren wird, beschwert sich der Betriebsrat, dass im spanischen Werk ohne Volumenreduzierungen produziert und sogar Sonderschichten gefahren werden. Wie der firmeninterne Wettstreit zwischen den Werken ausgehen wird, wird sich wohl im Juni entscheiden.