Köln: Die beliebte TV-Legende Alfred Biolek ist tot. Das hat sein zweiter Adoptivsohn Scott Biolek-Ritchie am heutigen Freitagmorgen bestätigt. In seiner Wahlheimat Köln ist der ehemalige Moderator friedlich in seiner Wohnung eingeschlafen. Er wurde 87 Jahre alt. Biolek hat ein bewegtes Leben hinter sich: 1934 wird er in Freistadt im heutigen Tschechien als Sohn eines Anwalts und einer Laienschauspielerin geboren.
Dort verbringt er, wie er später sagt, eine glückliche und behütete Kindheit. Als sich der Zweite Weltkrieg seinem Ende zuneigt, vertreibt die Rote Armee die Familie. Die Bioleks ziehen 1946 ins baden-württembergische Waiblingen, das ist Alfred zwölf Jahre alt. 1951 und 52 geht er als Austauschschüler in die USA. Wieder in Deutschland studiert er Jura in Freiburg, München und Wien. Als Jurist kommt er schließlich zum Fernsehen:
Ab 1963 arbeitet Biolek beim ZDF als Justitiar in der Rechtsabteilung. Schnell merkt er, dass ihm die Arbeit vor der Kamera wesentlich besser gefällt. Er moderiert erste kleine Fernsehbeiträge, später die bekannte Ratgeber-Sendung „Die Drehscheibe“. In den 60er Jahren spürt Biolek, dass er sich zu Männern hingezogen fühlt. Homosexuelle Beziehungen unter Männern stehen damals allerdings noch unter Strafe. Bioleks Leben ändert sich, als 1969 durch eine Gesetzesreform homosexuelle Beziehungen unter Männern in Deutschland erlaubt werden.
Der Moderator verlässt 1970 das ZDF und arbeitet fortan bei der Bavaria Film in München. 1974 wechselt er zum WDR in Köln und produziert dort die legendäre Sendung „Am laufenden Band“ mit Rudi Carrell, ab 1976 die noch heute laufende WDR-Talkshow „Kölner Treff“. 1978 startet unter seiner Moderation „Bio’s Bahnhof“, 1985 die Spiel-Show „Mensch Meier“ und 1991 schließlich seine wöchentliche Talkshow „Boulevard Bio“. In diesem Jahr wird er auch öffentlich als schwul geoutet und adoptiert seinen Freund Keith Austin. Ab 1994 läuft Bioleks Kochshow „alfredissimo!“, die 2006 schließlich eingestellt wird.
Danach lässt es der Wahl-Kölner im TV und auf der Bühne ruhiger angehen. 2010 liegt er nach einem Treppensturz mit schweren Schädelverletzungen im Koma. Seinen langjährigen Freund Scott Ritchie, der ihn danach gesund pflegt, adoptiert er 2014. Im April 2021 stirbt sein erster Adoptivsohn Keith mit 58 Jahren.