Koblenz/Saarlouis: Der Prozess am Oberlandesgericht Koblenz wegen des tödlichen Brandanschlags auf eine Asylunterkunft in Saarlouis vor mehr als 30 Jahren ist am heutigen Dienstag überraschend unterbrochen worden. Mit einem Rettungswagen des Deutschen Roten Kreuzes und begleitet von Justizbeamten ist der Angeklagte, der aus Saarlouis stammende ehemalige Neonazi Peter S., aus dem Gerichtsgebäude in eine Klinik abtransportiert worden.
Während der Aussage eines ehemaligen Bewohners der Asylbewerber-Unterkunft, die S. angezündet haben soll, hat der Beschuldigte plötzlich über Kreislaufprobleme geklagt. Daraufhin sind Notarzt und Rettungswagen wegen eines medizinischen Notfalls bestellt worden. Es soll sich um Herzprobleme handeln. Einem Verteidiger des Saarlouisers zufolge wird im Krankenhaus nun geprüft, ob möglicherweise ein Herzinfarkt vorliegt.
Die Kammer um den Vorsitzenden Richter Konrad Leitges will die Ergebnisse dieser Untersuchung abwarten und spätestens am Nachmittag entscheiden, wie der Prozess weiterläuft. Dem heute 51 Jahre alten Peter S. wird vorgeworfen, als Einzeltäter im Jahr 1991 das ehemalige Hotel „Weißes Rößl“ im Saarlouiser Stadtteil Fraulautern angezündet zu haben. In den Flammen wurde der aus Ghana stammende Flüchtling Samuel Yeboah so schwer verletzt, dass er später in einer Klinik verstarb.
Daher wird Peter S., der sich derzeit in Untersuchungshaft befindet, seit 19. Dezember letzten Jahres der Prozess unter anderem wegen Mordes und versuchten Mordes in 20 Fällen gemacht. Peter S. bestreitet, die Tat begangen zu haben und in der Tatnacht an der mittlerweile abgerissenen Flüchtlingsunterkunft in der Saarlouiser Straße gewesen zu sein. Er habe sich mit zwei Kumpels aus der Saarlouiser Skinhead-Szene im Bayrischen Hof getroffen und dort viel getrunken. Von dort aus sei er nach Hause gegangen und habe geschlafen.