Saarbrücken: „Der Junge war damals 13 Jahre alt, sie waren 74. Das ist ein Unterschied von 61 Jahren“, rechnet der Richter in Saal 1 am Landgericht am heutigen Montagvormittag dem Angeklagten Rudi H. (heute 78) vor. „Ja“, sagt der gebürtige Saarbrücker. Und dann einen Satz, den er während der Verhandlung immer wieder sagt: „Ich kann mir das selbst nicht erklären.“
Dem Senior wird eine ganze Reihe von Straftaten vorgeworfen: sexueller Missbrauch von Kindern in einem Fall, sexueller Missbrauch von Jugendlichen und Vergewaltigung in 13 Fällen sowie der Besitz von zehn Kinderpornos. Alle Vorwürfe räumt der alleinstehende Senior, der seit Februar in Untersuchungshaft sitzt, ein. Aber immer versucht er, die Taten zu verharmlosen. Ja, er habe mal mit seinem Handy in Google irgendwelche Sachen eingegeben und sich dann Kinderpornos angeschaut. „Um mal zu sehen, was es da so gibt.“ Ja, er habe an einem Nachbarsjungen sexuelle Handlungen vorgenommen.
„Aber nur zwei, drei Mal.“ Und ja, er habe mehrfach mit dem anderen Nachbarsjungen Sex gehabt. „Aber der kam immer von sich aus und wollte das.“ Überhaupt sei der Junge jeden Tag gekommen und habe ihn angebettelt. „Ich hab ihm immer eine Tafel Schokolade gegeben.“ Öfters habe er dem Kind auch Geld zugesteckt, ihm zum 15. Geburtstag ein Handy geschenkt. Darüber soll der Senior dann Sexchats mit dem Kind geführt haben. „Das tut mir furchtbar Leid, ich schäme mich auch, das hier zu erzählen“, so der 78-Jährige.
Weil er aber immer wieder den Anschein erwecken will, dass die sexuellen Handlungen von dem Jungen ausgingen, bleibt dem heute Jugendlichen eine Aussage nicht erspart. Mehrere Stunden lang berichtet der heute 16-Jährige unter Ausschluss der Öffentlichkeit von den Ereignissen, die sich zwischen Juni 2019 und Juli 2020 zugetragen haben sollen. Den Senior, der seit 14 Jahren die kalten Monate im Jahr bei Frauen in Thailand verbracht hat, droht eine mehrjährige Haftstrafe. Prozess wird fortgesetzt.