Saarbrücken: Nicht einmal zehn Stunden, nachdem sie der amtierende Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) in sein Experten-Team berufen hatte, nahm die parteilose Filmemacherin und Fotografin Marisa Winter (54) schon wieder ihren Hut. Sie war Mitte Januar auf einem Corona-Aufmarsch gesehen worden. Zu allem Überfluss trug sie dabei keinerlei Mundschutz. Den hatte die Stadt Saarbrücken, für die Winter auch noch tätig ist, allerdings allen Versammlungsteilnehmern vorgeschrieben (wir berichteten).
Die 54-Jährige erklärt die Vorfälle so: „Ich bin alles andere als eine Impfgegnerin und selbst gegen COVID-19 geimpft. Ich war ein Mal auf einer Corona-Demonstration, weil ich als Kulturschaffende ein Interesse am Austausch habe. Ich distanziere mich aber ganz deutlich von jeglicher Form des Extremismus. Ich bedaure es sehr, dass ich auf der Demonstration keine Maske getragen habe. Gerade die Kulturszene im Saarland steht vor riesigen Herausforderungen. Ich möchte nicht, dass meine einmalige Teilnahme an einer Demonstration diese wichtigen Fragen überschattet. Aus diesem Grund habe ich mich dazu entschieden, nicht länger im Team von Tobias Hans mitzuwirken, damit die kulturpolitischen Sachthemen im Mittelpunkt bleiben können.“
Auch Tobias Hans‘ Koalitionspartner, die SPD, reagiert auf die Ereignisse. Der St. Wendeler SPD-Bundestagsabgeordnete Christian Petry schreibt: „Tobias Hans hat jegliche Sorgfalt vermissen lassen. Er hat den Eindruck erweckt, eine Corona-Demonstrantin, die sich nicht mal an Maskenpflichten hält, in die Landesregierung holen zu wollen. Man kann nur froh sein, dass Tobias Hans nie tatsächlich sein Kabinett umgebildet hat, bei dieser Kompetenz in der Personalauswahl. Schicke PR ist eben doch nicht alles, gründliches Arbeiten und politische Substanz setzen sich durch. Tobias Hans muss jetzt die Frage beantworten, warum er Marisa Winter ausgewählt hat und ob hinter seiner jüngsten Impfpflicht-Wende und dieser Personalentscheidung eine Strategie steckt. Er schafft damit wiederholt Verunsicherung in der Corona-Politik. Er muss hier sofort für Aufklärung sorgen.“
Aus Tobias Hans‘ Umfeld heißt es, der Ministerpräsident habe die Entscheidung Winters „akzeptiert“.