Neunkirchen: Die Helden des Tages heißen Dirk Otterbein und Werner Fuchs vom Kampfmittelbeseitigungsdienst der Saar-Polizei. Die beiden schrauben heute Mittag an den Bliesterrassen an einer 50-Kilo-Fliegerbombe, während sich im Umkreis von 300 Metern kein Mensch aufhalten darf. Es ist die größte Evakuierungsaktion im Saarland seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Insgesamt müssen 2480 Menschen aus 1675 Haushalten ihre Wohnungen am frühen Morgen verlassen – bis 7 Uhr darf sich niemand mehr im Sperrbereich rund um die Blies aufhalten. Auch zwei Altenheime, das Karl-Ferdinand-Haus und das Zentrum für Betreuung und Pflege Evergreen, befinden sich in diesem Gebiet. Dutzende bettlägerige Patienten werden dort vom Rettungsdienst abgeholt und in umliegenden Krankenhäusern untergebracht.
Auch eine Wohngruppe für geistig behinderte Jugendliche ist betroffen. Um sie nicht unnötig aufzuregen, wird die Evakuierung ihnen als ganz normaler Ausflug erklärt. Allen Anwohnern stellt die Stadt die Gebläsehalle als Aufenthaltsbereich zur Verfügung. Dort stehen von einer vorangehenden Veranstaltung noch Tische und Bänke, außerdem werden die Betroffenen dort mit Verpflegung versorgt. Auch in der NVG-Halle bietet die Stadt Aufenthaltsmöglichkeiten. Neben dem Ordnungsamt sind auch Technisches Hilfswerk, Feuerwehr und Rettungsdienst im Einsatz. Der Busbetrieb muss teilweise eingestellt werden, der Bahnverkehr ist nicht betroffen.
Nachdem der betroffene Bereich am Morgen geräumt ist, machen sich die beiden Entschärfer an ihre gefährliche Arbeit. Problem bei der Entschärfung: Weil die Arbeiter, die beim Baggern auf die Bombe stießen, eine Kappe am Zünder beschädigten, muss der Schlagbolzen des Auslösemechanismus zunächst gesichert werden. Erst danach können die beiden Bomben-Experten den Aufschlagzünder langsam aus der Bombe herausdrehen.
Sollte es dabei zu Problemen kommen, muss die Bombe vor Ort gesprengt werden. doch so weit kommt es zum Glück nicht: Am Mittag gibt es Entwarnung, die Bombe ist unschädlich gemacht.