Dillingen: Gespenstische Szenen am heutigen Montag in der Dillinger Innenstadt: Hunderte Eisenkocher ziehen in einem Demonstrationszug durch die Straßen in Richtung Lokschuppen. Doch die Metaller machen keinen Krach, wie man es sonst von Protestaktionen kennt. Sie schweigen, haben sogar einen Sarg dabei. Das Schweigen soll die Stimmung unter den Beschäftigten der saarländischen Metallindustrie widerspiegeln. Und die ist derzeit vor allem von Angst geprägt. Denn viele Beschäftigte fürchten um ihre Jobs, als sie zur außerordentlichen Betriebsversammlung der Dillinger Hütte in den Lokschuppen ziehen.
Die Stahl-Holding Saar, kurz SHS, hat angekündigt, in den kommenden Jahren rund 1.500 Stellen ganz einzusparen und etwa 1.000 weitere Jobs an Fremdfirmen auslagern zu wollen. Davon betroffen sein werden neben der Dillinger Hütte, die jetzt unter dem Namen Dillinger firmiert, auch Saarstahl. Dass die Maßnahmen positive Effekte für die Arbeiter haben könnte, glaubt in Dillingen heute niemand. Auch vor weiteren Sparplänen in der Stahl-Industrie haben die Beschäftigten Angst. Und die Sorgen sind auch nach der Betriebsversammlung in Dillingen noch da:
Wie es heißt, hat man den Dillingern in weiten Teilen das Gleiche erzählt, wie schon am vergangenen Freitag den Völklingern. Bei der Betriebsversammlung für die Saarstahl-Mitarbeiter in der Mittelstadt gab es nur wenig Konkretes zu hören, dafür wurden umso mehr Andeutungen gemacht, sagen Kritiker. Die SHS-Konzernspitze sieht das anders.
Man betont, dass betriebsbedingte Kündigungen nach wie vor ausgeschlossen seien und man über Freiwilligenprogramme und Altersteilzeit Stellen reduzieren will. An diesen Maßnahmen gebe es viel Interesse, vor allem an der Altersteilzeit. Weitere Details zu den Sparmaßnahmen in der Stahl-Industrie sollen nächsten Monat bekanntgegeben werden. Bis dahin bleibt die Angst.