Saarbrücken: Erst jetzt wird klar, was für ein dicker Fisch der saarländischen Bundespolizei da ins Netz gegangen ist. Die Fahnder führten gestern Abend im ICE 9559 von Paris nach Mannheim eine Kontrolle durch. Als der Zug gerade in Saarbrücken war, fiel den Beamten ein junger Mann auf. Bei einer Kontrolle stellte sich heraus, dass der Mann keinerlei Einreisedokumente bei sich hatte. Auch sonst hatte er keine Identitätspapiere bei sich. Weil der Verdacht der unerlaubten Einreise bestand, musste der Mann aus dem Zug aussteigen. Auf der Polizeidienststelle wurde er erkennungsdienstlich behandelt. Beim Vergleich der Fingerabdrücke mit den internationalen Fahndungslisten spuckte der Computer einen Treffer aus.
Es handelte sich um den 26-jährigen Qayssar Mohsin Sbahi A. aus dem Irak. Er stand seit 21. Dezember bei Europol auf der Liste der meistgesuchten Verbrecher Europas. Die finnischen Behörden suchten mit europäischem Haftbefehl nach ihm. Denn dem Mann werden schreckliche Taten vorgeworfen. Er soll zusammen mit sieben Komplizen im vergangenen Jahr in der finnischen Küstenstadt Oulu in mehreren Fällen und über einen längeren Zeitraum mehrere minderjährige Mädchen über soziale Medien angesprochen und vergewaltigt haben.
Während die sieben anderen Verdächtigen alle in Haft waren, gelang dem Iraker die Flucht. Irre: Er wurde in Norddeutschland Anfang Dezember schon einmal wegen illegaler Einreise aufgegriffen und an die zuständige Ausländerbehörde überstellt.
Denn da lag noch kein internationaler Haftbefehl gegen ihn vor. In Saarbrücken erfolgte nun die Vorführung des Tatverdächtigen bei einem Haftrichter beim Amtsgericht Saarbrücken. Der erließ gegen den 26-Jährigen einen Auslieferungshaftbefehl, derzeit sitzt er in der Justizvollzugsanstalt auf der Lerchesflur. Der Iraker wird sich nun wegen seiner Taten in Finnland verantworten müssen.