Saarbrücken – Wenn Zahlen Geschichten erzählen könnten, wäre die vom Saarländischen Rundfunk (SR) ein düsteres Märchen. Ein erschütterndes Minus von 1,1 Millionen Euro kennzeichnet das Finanzjahr 2022. Dabei scheint es paradox: Der Sender hat beeindruckende Erträge von 138,5 Millionen Euro generiert, hauptsächlich aus den GEZ-Gebühren, Werbeeinnahmen und dem Finanzausgleich. Dennoch sticht die negative Bilanz schmerzlich hervor, was bedeutet, dass gewinnbringende ARD-Anstalten wie WDR und SWR, den Finanzkrater des SR ausgleichen müssen.
Doch wie ist es möglich, dass ein Sender, dessen Intendant jährlich 245.000 Euro in die Tasche steckt, trotz eines Umsatzes im dreistelligen Millionenbereich so tief in den roten Zahlen steckt? Martin Grasmück schiebt die Defizite auf Ausgaben für Landtagswahlen, Sportgroßereignisse, Instandhaltungsmaßnahmen und digitale Neuerungen. Aber ist das wirklich eine plausible Rechtfertigung? Müssten nicht gerade bei solch bedeutenden Ausgaben andere Posten genauestens überprüft und gegebenenfalls gestrichen werden, wie beispielsweise überteuerte Auftritte im Rahmen der Saarlouiser Emmes? Doch anstatt zu sparen gönnte sich die Anstalt lieber noch ein teures Rebranding zur absoluten Unzeit.
Die Landesregierung des Saarlandes hat die missliche Lage erkannt und stellt das SR-Gesetz auf den Prüfstand. In der Zukunft könnten Entscheidungen nicht mehr einzig durch den Intendanten, sondern im kollektiven Dreiergremium, bestehend aus Intendant, Programmdirektor und Verwaltungsdirektor, gefällt werden. Zudem muss der Intendant den Gürtel zukünftig deutlich enger schnallen. Anstatt der bisherigen 245.000 Euro soll er künftig „nur“ noch 180.000 Euro kassieren.
Obwohl der Rundfunkrat den Wirtschaftsplan für 2022 abgesegnet hat, werfen die Finanzen des Senders und die Implikationen des geplanten SR-Gesetzes Schatten voraus. Man kann nur hoffen, dass in der Zukunft das Wohl der Öffentlichkeit und Transparenz bei Entscheidungen im Vordergrund stehen.