Kleinblittersdorf: Günter Lang ist seit 1994 Ortsvorsteher in Bliesransbach und kann sich an kein so heftiges Unwetter erinnern wie das vergangene Nacht. „So etwas habe ich noch nie gesehen“, sagt er geschockt beim Rundgang durch den Ort. Viele Straßen und Gehwege haben die enormen Wassermassen komplett weggerissen. Die Rohre und Leitungen darunter sind freigelegt, Geröll und Pflastersteine liegen überall verstreut. Autos und Motorräder hat die Flut wie Spielzeugmodelle mitgeschleift und gegen Hauswände geschleudert. Unter einem Auto liegt ein totes Pferd, das in den Fluten ertrunken ist. Zwei weitere Pferde sind durch umgerissene Zäune ausgebüxt und stehen mit gebrochenen Beinen auf einer Wiese.
Wie es mit ihnen weitergeht, ist ungewiss. Auf der Straße liegen die seltsamsten Gegenstände, von einem Sessel bis zur rausgerissenen Achse eines Traktors. Öltanks hat das Wasser ebenfalls angespült, sie sind fast komplett ausgelaufen. Um ihre Kinder vor dem schnell steigenden Wasser im Erdgeschoss zu retten, lässt eine Mutter Bettlaken aus dem Fenster im ersten Stock herab und zieht damit die Kinder hinauf! Für dutzende Bewohner müssen schnell Unterkünfte gefunden werden, wo sie vorerst schlafen und wohnen können. Ihre Häuser sind mit Wasser und Schlamm vollgelaufen.Das alles innerhalb einer Stunde und nur in diesem einen kleinen Örtchen. Doch auch andere Teile von Kleinblittersdorf sind betroffen. Das Technische Hilfswerk rückt mit einem Radlader und Hochleistungspumpen aus, um die Straßen für die weiteren Hilfskräfte überhaupt passierbar zu machen.
Einige Mutige versuchen ihr Glück und fahren durch das Wasser, das teilweise mehr als einen Meter hoch auf den Fahrbahnen steht. Viele Autos saufen daraufhin ab, ersten Erkenntnissen zufolge wird aber niemand verletzt. Feuerwehren aus dem gesamten Regionalverband werden in Kleinblittersdorf zusammengezogen, sogar auf den Einsatz von Booten bereiten sich die Helfer vor. Die Bergungsmaßnahmen dauern die ganze Nacht hindurch, das DRK rückt zur Versorgung der Helfer und der Betroffenen an. Auch Notfallseelsorger stehen bereit für die, die alles verloren haben.
Erst heute Morgen wird das gesamte Ausmaß des Unwetters, das auch in anderen Teilen des Saarland tobte, sichtbar werden.