Saarbrücken: Tumultartige Szenen heute Abend im und vor dem Saarbrücker Hauptbahnhof. Hunderte kurdische Demonstranten stürmen und besetzen gegen 21 Uhr das Bahnhofsgebäude in der Landeshauptstadt. Nach Angaben der Bundespolizei sammelten sich zunächst etwa 70 Menschen im Bereich vor der Europagalerie und demonstrierten friedlich gegen die Gewalt im syrischen Afrin. Der Distrikt im Gouvernement Aleppo im Nordwesten von Syrien wird mehrheitlich von Kurden bewohnt und ist als Folge des syrischen Bürgerkriegs seit Anfang 2014 Hauptort einer der drei Verwaltungseinheiten der de facto autonomen kurdischen Region Rojava. Derzeit wird das Gebiet von der türkischen Armee umzingelt und angegriffen, worauf Demonstranten in ganz Deutschland derzeit aufmerksam machen.
So auch heute Abend in Saarbrücken, wo nach Angaben der Bundespolizei die Zahl der Demonstranten plötzlich auf über 400 anwuchs. Unvermittelt stürmen die Männer und Frauen unter lauten Pfiffen und „Afrin, Afrin“ skandierend auf den Bahnhof zu, besetzten die Schalterhalle und bilden eine Sitzblockade. Die Bundespolizei, die am Abend ohnehin wegen eines Fußballspiels mit verstärkten Kräften im Saarland unterwegs ist, zieht umgehend alle verfügbaren Kräfte aus der Region in Saarbrücken zusammen.
Die Situation im Bahnhof bleibt friedlich, Sprechchöre hallen durch den Bahnhof, es werden Fahnen geschwenkt. Nach einiger Zeit verlassen die Demonstranten dann den Bahnhof wieder und ziehen weiter durch die Straßen in der Innenstadt.
Ein Eingreifen der Bundespolizisten ist nicht notwendig, es kommt nach ersten Einschätzungen zu keinen Straftaten. Bereits in der vergangenen Woche hatte es mehrfach Demonstrationen von kurdischen Türken in der Landeshauptstadt gegeben. Unter anderem sammelten sich vor der Europagalerie in der Reichsstraße rund 200 Demonstranten.