Misshandlungs-Prozess: Mutmaßliches Opfer sagt sieben Stunden lang aus

Saarbrücken: Am zweiten Tag im Prozess um die mutmaßliche jahrelange Misshandlung an mehreren Pflegekindern durch ein Ehepaar hat am heutigen Dienstag erstmals eins der möglichen Opfer geäußert. Im Zeugenstand saß die ehemalige Pflegetochter der Familie. Sie soll, zusammen mit ihrem Zwillingsbruder, einem weiteren Bruder und zwei weiteren Pflegekindern, von dem Ehepaar misshandelt worden sein. In ihrer siebenstündigen Aussage berichtet sie über die Zeit bei ihrer leiblichen Mutter, den guten Anfangszeiten in der Pflegefamilie, wie es irgendwann zu immer schlimmeren Misshandlungen vor allem durch die Pflegemutter gekommen ist und auch von sexuellem Missbrauch durch den Pflegevater.

Über die Zeit bei ihrer leiblichen Mutter weiß die heute Erwachsene fast nichts mehr, nur dass dort „leider auch viel schiefgelaufen“ sei. Bis zu ihrem siebten Lebensjahr soll sie dort gelebt haben, bis sie nach dem Tod der Mutter in die Pflegefamilie kam. Dort habe man zunächst in Völklingen und Wehrden gelebt, sei irgendwann in den Mettlacher Ortsteil Tünsdorf in ein großes Bauernhaus umgezogen. Dort sei die Anfangszeit auch noch schön gewesen. Bis die Familie sich im Tierschutz engagiert habe und im Zuge dessen immer mehr Tiere zu Hause aufgenommen habe. Irgendwann sollen es um die 30 Katzen, etwa acht Hunde aus Tötungsstationen sowie mehrere Schafe und Ziegen gewesen sein.

Zu dieser Zeit hätten die Pflegekinder viel Arbeit zugeteilt bekommen. „Ich musste in meinem Bereich vor der Schule Putzen und die Katzenklos sauber machen.“ Wenn die Pflegemutter mit der Arbeit nicht zufrieden gewesen sei, habe sie rumgeschrien: „Was ist das? Was ist das?“ Dann sei das Pflegekind ins Katzenklo oder den Kot getunkt worden. Sie sei mit Toastbrot und Pudding teilweise unter Zwang gefüttert worden, habe sich dabei öfter erbrochen. „Damit mussten mich meine Geschwister dann wieder füttern“, erklärt sie. Es sei auch zu sexuellen Übergriffen gekommen.

Einmal habe der Pflegevater ihr zeigen wollen, wie man sich richtig eincremt. Dabei habe er ihr längere Zeit im Intimbereich herumgerieben. Neu sind Aussagen, die nicht in der Anklage stehen: Der Mann soll mehrfach Oralverkehr mit ihr durchgeführt haben. Wie oft genau, weiß sie nicht mehr. Insgesamt sind die Aussagen der Frau nicht immer konsistent oder sie weicht Fragen aus. Das ist allerdings nicht ungewöhnlich angesichts der Tatsache, dass die mutmaßlichen Vorfälle lange zurückliegen und die belastende Aussage die Frau sichtlich mitnimmt. Prozess wird fortgesetzt.