Nächster Kirchenskandal: Saar-Priester soll Missbrauch an Jungen aufgenommen haben

Friedrichsthal: Erneut erschüttert ein Kirchenskandal das Saarland: Über Jahrzehnte hinweg hat ein Priester in Friedrichsthal offenbar sexuellen Missbrauch begangen, insbesondere an Jungen. Der Neffe des verstorbenen Priesters hat nun über 700 Fotos und Videos in dessen Wohnung entdeckt, wie die „Rheinzeitung“ berichtet. Der Geistliche, Edmund Dillinger, soll dabei Taten und Betroffene fotografiert, gefilmt und das Material in seinem Haus gesammelt haben.

Die ersten Aufnahmen sollen dabei heimlich in den 60er aufgenommen und die jüngsten in 2000er Jahren entstanden sein. Sie sollen den Missbrauch vor allem an Knaben hart pornografisch dokumentieren haben. Steffen Dillinger, der Neffe des Priesters, hat das Bistum darüber informiert.

Die Aufnahmen sollen zeigen, dass der Priester sich immer weiter enthemmt abrutschte und immer drastischere Motive ablichtete. Die ersten Aufnahmen würden Knaben noch halb bekleidet in Beduinenkostümen oder mit Badehose im Freibad zeigen. Doch die jüngsten Aufnahmen sollten extrem explizit sein und eklige Spannerbilder, verschwommene Zärtlichkeiten bis hin zu offenem Sex enthalten. Der Neffe ist noch immer sichtlich erschüttert und spricht von einem über Jahrzehnte durchfotografierten Gradient: „Man sieht, wie er sich immer mehr getraut hat. Wie er immer weiter enthemmt abgerutscht ist – er hatte offenbar nichts zu befürchten.

Das Bistum soll bereits 1971 von den Neigungen des Priesters Kenntnis erlangt haben, als erste Fälle im Zusammenhang mit einer Romwallfahrt dem damaligen Trierer Bischof Stein gemeldet wurden. Daraufhin wurde der Priester anscheinend in den Schuldienst versetzt und unterrichtete unter anderem am Saarlouiser Max-Planck-Gymnasium (MPG). 1999 schied Dillinger aus dem Schuldienst dort aus. Im Jahr 2012 schien das Bistum erneut einen Hinweis erhalten und dem Priester daraufhin den Umgang mit Kindern und Jugendlichen untersagt haben. Der Fall wurde der Staatsanwaltschaft übergeben, die jedoch aufgrund der Verjährung keine Ermittlungen einleitete.

Es ist unklar, ob das Bistum über das Ausmaß des Missbrauchs durch den Priester informiert war und seit wann es darüber Bescheid wusste. Der Neffe des Priesters hat sich mit den Erkenntnissen an das Bistum gewandt, was zeigt, dass es wichtig ist, dass solche Verbrechen an die Öffentlichkeit gebracht werden, um die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.

Dieser Beitrag wird bereitgestellt vom Medienverbund Saarland