Saarbrücken: Obdachlose, die schnell wieder eine eigene Wohnung bekommen und dann im Alltag unterstützt werden, stehen schneller wieder auf eigenen Füßen als wohnungslose Menschen, die jahrelang in Einrichtungen untergebracht werden und dann beweisen müssen, dass sie „wohnfähig“ sind. Das zeigen Studien, die sich mit dem Thema beschäftigt haben. „Housing first – Wohnen zuerst“ heißt deshalb ein neuer Ansatz in der Wohnungslosenarbeit, zu dem die Diakonie Saar im Regionalverband Saarbrücken nun ein Modellprojekt aufgelegt hat. Finanziell unterstützt wird das Projekt von der der „Aktion Mensch“. Bei „Housing first“ erhalten wohnungslose Männer und Frauen eine eigene Wohnung mit eigenem Mietvertrag, unbefristet und ohne Bedingungen.
Für mindestens 80 Prozent der Betroffenen soll so die Obdachlosigkeit dauerhaft beendet werden, das zeigen Studien. Zudem ist „Housing First“ kostengünstiger, weil die Folgekosten deutlich verringert werden.
„Außerdem ist es angesichts der zunehmend abgespannten Wohnungsmarktsituation in Saarbrücken in vielen Fällen erforderlich, über die Vermittlungstätigkeit von ‚housing first‘ Personengruppen zu einer Wohnung zu verhelfen, die sonst eher ausgegrenzt beziehungsweise vom Markt diskriminiert werden“, erklärt Guido Freidinger, Leiter des Amtes für soziale Angelegenheiten der Landeshauptstadt. Ein großes Problem dabei ist: In Saarbrücken und anderen Großstädten gibt es kaum bezahlbaren, geeigneten Wohnraum.
Über eine Kooperation von Politik, Wohnungsgesellschaften, privaten Vermietern und der Diakonie Saar erhofft sich das Projekt, eine ausreichende Anzahl an Wohnungen zu finden. In der dreijährigen Projektlaufzeit werden acht bis zehn dezentral in Saarbrücken und Völklingen gelegene Wohnungen benötigt. Um eher Wohnungen zu finden, plant die Stadt Saarbrücken, bei privaten Vermietern Risiken abzusichern.