Saarländer in Auschwitz: Johann Becker war Teil der Tötungsmaschine

Wadgassen: Nirgends auf der Welt sind mehr Menschen gestorben als im polnischen Auschwitz. Die Deutschen errichteten während des Nationalsozialismus Vernichtungslager, wo mehr als anderthalb Millionen Männer, Frauen und sogar Kinder ermordet wurden. Viele davon waren Juden, doch auch Homosexuelle, Zigeuner, Kriegsgefangene, Bibelforscher oder sogenannte Asoziale wurden vergast, exekutiert oder auf andere Weise umgebracht. Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee das schlimmste aller Konzentrationslager. Zum Jahrestag berichten wir von Saarländern auf beiden Seiten. Einer, der mithalf, die Tötungsmaschine am Laufen zu halten, ist Johann Becker. Er wird am 18. Mai 1911 in Schaffhausen geboren, besucht acht Klassen lang die Volksschule.

Am 15. August 1937 wird er Mitglied der SS, Mitgliedsnummer 315 850. Am 31. März 1941 wird er Mitglied der bewaffneten Verbände der SS, kommt nach Auschwitz. Dort hat er ein Kommando zur Überwachung der Kanalisation und Abfuhr der Fäkalien bestehend aus rund 20 Häftlingen unter sich und hilft in der Lagerfeuerwehr. Er wird 1941 zum SS-Schützen befördert, 1942 am Tag von Hitlers Geburtstag zum SS-Sturmmann und im Folgejahr zum SS-Rottenführer. 

1944 wird er SS-Unterscharführer. Als das Lager im Januar 1945 von den Russen befreit wird, flüchtet Johann Becker mit zwei weiteren Soldaten aus dem Lager. Er wird später festgenommen und aus der Amerikanischen Zone an Polen ausgeliefert. Im Jahr 1948 wird der Saarländer dort vor Gericht gestellt, bekommt einen jüdischen Verteidiger. Wegen Zugehörigkeit zur SS und als Mitglied der Vernichtungsmaschine wird er verurteilt. Die Mindeststrafe beträgt drei Jahre, Becker bekommt das doppelte und muss jeden einzelnen Tag davon verbüßen.

Im Mai 1953 wird er aus der Haft entlassen und nach Deutschland abgeschoben. Er geht zurück nach Schaffhausen, arbeitet als Friedhofswärter. 1964 sagt er als Zeuge im ersten Frankfurter Auschwitz-Prozess aus. Kann sich an vieles nicht mehr erinnern und hat ja sowieso nicht viel gesehen dort. Einmal nur sei er bei einer Exekution dabei gewesen, als Beobachter. „Das Bataillon musste antreten, musste zuschauen.“ Johann Becker stirbt 1992 mit 81 Jahren.