Völklingen: Keine Straßenumbenennung in Völklingen. Fünf Straßen auf dem Heidstock bleiben nach von den Nazis verehrten Verbrechern benannt. Das hat eine geheime Abstimmung im Völklinger Ortsrat ergeben. 13 von 19 anwesenden Ortsratsmitgliedern haben gegen die Umbenennung der Straßen gestimmt, deren Namen auf eine Empfehlung des Reichskolonialbundes von 1936 zurückgehen. Dabei hatten die betreffenden Straßen zwischen 1945 und 1956, als das Saarland selbstständig war, schon einmal andere Namen:
Die Karl-Peters-Straße, benannt nach dem Gründer der Gesellschaft für Deutsche in Ostafrika Carl Peters, hieß mal Im Elstergrund. Die Lüderitzstraße, benannt nach dem ersten deutschen Landbesitzer im heutigen Namibia Adolf Lüderitz, hieß mal Rammelterstraße. Die Lettow-Vorbeck-Straße, benannt nach dem Kommandeur der Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika Paul Emil von Lettow-Vorbeck, hieß mal Rabenstraße.
Die nach Gustav Nachtigal benannte Nachtigalstraße, der als Reichskommissar deutsche Kolonien in Westafrika gründete, hieß mal nach dem Vogel Nachtigallstraße. Und die Wissmannstraße, benannt nach dem Befehlshaber der ersten deutschen Kolonialtruppe Hermann Wissmann, hieß früher mal Amselweg.
Die Umbenennung aller Straßen hätte etwa 340 Menschen in 141 Haushalten betroffen. Im November fand eine Infoveranstaltung in der Hermann-Neuberger-Halle statt, an der sich rund 150 Menschen beteiligten. Dort sprach sich Dr. Rainer Möhler, Dozent für Neue und Neueste Geschichte an der Universität des Saarlandes, für eine Umbenennung aus:
„Ich weiß nicht ein Argument, warum wir heutzutage, im Jahr 2021, noch diese Kolonialpolitik und diese ‚Kolonialhelden‘, Gewalttäter, Betrüger und Mörder in ehrenhafter Erinnerung behalten sollten.“ Die rund 100 Anwohner, die zur Veranstaltung kamen, waren da anderer Meinung. Sie sahen unter anderem teils erhebliche Aufwände und Kosten durch die Umbenennung auf sich zukommen.