Vorgehen als unmenschlich bezeichnet: Stadt Saarbrücken lässt Obdachlosen-Zelte räumen

Saarbrücken: In der Saarbrücker Innenstadt hat das Ordnungsamt am heutigen Montagmorgen eine Reihe von Zelten abgebaut, die von obdachlosen Menschen bewohnt werden. Ort des Geschehens: Eine Hauswand in unmittelbarer Nähe zur Wärmestube an der Trierer Straße in St. Johann. Nach Ansicht der Stadtverwaltung blockieren die Zelte einen Rettungsweg und verstoßen gegen die Polizeiverfügung der Stadt, wonach Campieren grundsätzlich verboten ist.

Die Wärmestube, die sich um obdachlose und randständige Menschen kümmert, übt schwere Kritik am Vorgehen der Stadt: Nachdem zuvor eine Frist zur freiwilligen Räumung der Zelte verstrichen ist, rücken heute Morgen gegen 7.30 Uhr rund zehn städtische Bedienstete, darunter Mitarbeiter des Ordnungsamts, mit einem Fahrzeug der Stadtreinigung in der Trierer Straße an und wecken die vier Männer, die seit einiger Zeit in den Zelten leben.

Die Reaktionen der Obdachlosen fallen ganz verschieden aus. Robert, einer der Zeltbewohner, packt nach der Aufforderung friedlich seine Sachen zusammen. Ein anderer Zeltbewohner dagegen schreit die Mitarbeiter der Stadt an, bezeichnet das Vorgehen am frühen Morgen bei Regen vor dem Zelt eines armen Mannes als unmenschlich. Dann kündigt er an, das Zelt nicht freiwillig zu verlassen. Daraufhin rückt die Polizei mit zwei Streifenwagen an.

Selbst die Polizisten weigern sich, gegen den Obdachlosen vorzugehen. Dem Mann wird etwas Zeit gegeben, bis zum Mittag seine wenigen Habseligkeiten zusammenzupacken. Der Geschäftsführer der Wärmestube bietet den Männern an, ihre Sachen bei sich unterzustellen. Er kritisiert, dass die Stadt offenbar bereit sei, die allerletzten Habseligkeiten der Obdachlosen mit einem Müllwagen zu entsorgen. Nach etwa einer Stunde haben zwei der Zeltbewohner ihre Behausungen abgebaut, mittlerweile sind auch die übrigen Zelte geräumt worden.